Wenn klassische Musiker in den Popcharts mitmischen

^The Philharmonics (c) Claudia Prieler, Nurith Wagner-Strauss / DG
Das siebenköpfige Ensemble "The Philharmonics" erfreut mit neuer CD und ist am Sonntag in Stockerau zu erleben.

Die letzten Tonträger der Philharmonics waren so erfolgreich, dass sie in Österreich sogar an der Spitze der Popcharts zu finden waren – das gelingt sonst nur den Wiener Philharmonikern mit ihrem Neujahrskonzert.

Nun ist Neues von den sieben Ausnahmemusikern aus den Reihen der Wiener und Berliner Philharmoniker zu hören. Die aktuelle CD heißt „Oblivion“ (Deutsche Grammophon) und bringt tatsächlich manche kompositorische Genies zurück aus der Vergessenheit und ins Bewusstsein, wie etwa Fritz Kreisler. Aber es gibt auch Bearbeitungen von Piazzolla, Strauss, Verdi, Brahms etc. Eine musikalische Weltreise sozusagen, mit Anklängen an Klezmer, Gypsy, Tango, Jazz.

Crossover?

So viele Genres auf einer CD, die noch dazu im Popbereich mitmischt – ja, darf denn das in einem Musikverständnis, das so gerne kategorisiert, überhaupt sein? Denkt man da nicht sofort an Crossover, das ja längst zum Schimpfwort geworden ist?

„Für mich war das auch lange Zeit ein Unwort“, sagt Tibor Kováč, der musikalische Leiter des Ensembles. „Crossover hat Popsänger bezeichnet, die versuchten, Puccini zu singen. Oder Geigerinnen in nassen T-Shirts.“ Umgekehrt, von der Klassik ausgehend und Ausflüge und unterschiedlichste Bereiche unternehmend, könne das aber höchste Qualität garantieren. „Wir kommen ja aus der klassischen Musik. Und wir versuchen, die Qualität der philharmonischen Kammermusik beizubehalten, die Klangkultur, die Phrasierung.“

Wenn klassische Musiker in den Popcharts mitmischen
The Philharmonics CD "Oblivion" 2013
Das ist es auch, was Konzerte der Philharmonics (bestimmt auch jenes am Sonntag, 20 Uhr, am Karl-Renner-Platz in Stockerau) ausmacht: Höchste philharmonische Qualität. Dazu eine unbändige Musizierfreude. Im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses gab es zuletzt einen Zyklus mit zwei Konzerten pro Abend. Künftig übersiedelt das Ensemble in den Großen Saal. Aber auch in Tokio, St. Petersburg, Dresden und vielen anderen Städten konnte man sich von diesen Attributen schon überzeugen. Kommendes Jahr wird es eine Südamerika-Tournee geben. Kováč, der selbst einen großen Teil der Stücke arrangiert, sagt dazu: „Wir spielen ja auch Bossa Nova und Samba.“

Besonders gern zitiert der Geiger den verstorbenen Pianisten und Keyboarder Joe Zawinul, der auf die Frage, was denn Pop von Jazz unterscheide, antwortete: „Ein Poppianist spielt drei Akkorde für 10.000 Leute. Und ein Jazzpianist 10.000 Akkorde für drei Leute.“ Bei den Philharmonics allerdings spielt sich mittlerweile beides im Tausender-Bereich ab.

KURIER-Wertung ***** von *****

Wer sich ein detailliertes Bild von dem Erfolgsseptett „The Philharmonics“ machen möchte, kann heute von 13 bis 14 Uhr unter ☎ 01/522 3903 eine von insgesamt fünf CDs gewinnen.

(Rechtsweg ausgeschlossen, eine Bar­ablöse ist nicht möglich. Gilt nur für Verbraucher im Sinne des KSchG.)

Zur Verlosung steht natürlich das neue Album „Oblivion“, das gewissermaßen ein „ Best of“ ihres mittlerweile breit gefächerten Repertoires enthält. Mit Kreisler, Strauss, Verdi, Janacek, Brahms, Saint-Saëns, Piazzolla bis hin zu ungarischem Csárdás und den rumänischen Komponisten Enescu und Dinicu begeben sich die sieben Künstler auf eine Entdeckungsreise quer durch die Länder der einstigen k. u. k. Monarchie. Zu hören sind auch Gastauftritte von Piotr Beczala und Patricia Petibon.

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