Wenn die Ödnis des Dorflebens drastisch erfahrbar wird

APA11477316-2 - 18022013 - WIEN - ÖSTERREICH: Caroline Melzer als "Marie" und Jeffrey Treganza als "Wenzel" am Freitag, 15. Februar 2013, während der Fotoprobe zu "Die verkaufte Braut" in der Volksoper Wien. Premiere: am 17. Februar 2013. APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Bedrich Smetanas „Die verkaufte Braut“ ist an die Wiener Volksoper zurückgekehrt.

Das richtige Werk im richtigen Haus, in einer musikalisch meist ansprechenden Umsetzung, aber in völliger szenischer Belanglosigkeit – auf diesen Nenner lässt sich die Premiere von Bedrich Smetanas komischer Oper „Die verkaufte Braut“ im Haus am Gürtel bringen.

Sicher: Die Geschichte rund um den vom Vater verstoßenen Hans, der seine Braut und große Liebe Marie an den Erstgeborenen eines reichen Grundbesitzers (also an sich selbst) verkauft, schreit nicht nach Regietheater. Aber irgendetwas hätten sich Regisseur Helmut Baumann und sein Bühnenbildner Mathias Fischer-Dieskau (ja, der älteste Sohn des Jahrhundertsängers) schon einfallen lassen können.

Was also sieht man? Eine überdimensionierte, abstrakte Dorfschenke aus Holz, die mittels Lichtregie (auch Fischer-Dieskau) mal Abendstimmung, dann Morgenstimmung suggieren soll. Warm und kalt, hell und dunkel – im hölzernen Gebälk spielt sich die gesamte Handlung ab. Das stört nicht, das trägt aber auch so gar nichts zum Geschehen bei. Zumal Ingrid Erbs Kostüme zwar dezent an den Beginn des 20. Jahrhunderts erinnern und Bohdana Szivacz zwar brav choreografiert hat; mehr als eine biedere Bebilderung ist aber nicht zu erleben.

Szenenfotos von "Die verkaufte Braut"

Wenn die Ödnis des Dorflebens drastisch erfahrbar wird

FOTOPROBE: "DIE VERKAUFTE BRAUT"
Wenn die Ödnis des Dorflebens drastisch erfahrbar wird

FOTOPROBE: "DIE VERKAUFTE BRAUT"
Wenn die Ödnis des Dorflebens drastisch erfahrbar wird

FOTOPROBE: "DIE VERKAUFTE BRAUT"
Wenn die Ödnis des Dorflebens drastisch erfahrbar wird

FOTOPROBE: "DIE VERKAUFTE BRAUT"
Wenn die Ödnis des Dorflebens drastisch erfahrbar wird

FOTOPROBE: "DIE VERKAUFTE BRAUT"
Wenn die Ödnis des Dorflebens drastisch erfahrbar wird

FOTOPROBE: "DIE VERKAUFTE BRAUT"
Wenn die Ödnis des Dorflebens drastisch erfahrbar wird

FOTOPROBE: "DIE VERKAUFTE BRAUT"
Wenn die Ödnis des Dorflebens drastisch erfahrbar wird

FOTOPROBE: "DIE VERKAUFTE BRAUT"

Bunter Zirkus

Einziger Lichtblick: Der Auftritt der Wandertruppe, wo gute Jongleure, Clowns, ein Indianer und ein Feuerschlucker für etwas Abwechslung in der dörflichen Ödnis sorgen. Hier darf auch der gute Boris Eder als Direktor eine Spur Nestroy einbringen, hier darf Anita Götz die kleine Rolle der Tänzerin Esmeralda aufwerten. Und hier darf der von Tenor Jeffrey Treganza klug und stimmlich souverän gestaltete Dorftrottel Wenzel in sein Bärenkostüm schlüpfen, um der mütterlichen Knute zu entfliehen. Sonst herrscht nur provinzielle Fadesse. Wenn das die Intention der Regie war, dann ist sie perfekt aufgegangen.

Ganz anders die musikalische Seite: Denn Dirigent Enrico Dovico und das gut geprobte, schön aufspielende Orchester der Volksoper sorgen für jene Dramatik, die auf der Bühne fehlt. Smetanas musikalischer Farbenreichtum, seine melodischen Ideen – all das wird meist sehr schön, sehr kompakt, jedoch nie plakativ hörbar. Dovico und das Orchester sind (neben dem soliden Chor) das Atout der Produktion. Sie zeigen, warum diese Oper gespielt werden sollte.

Tenorales Pech

Was die Sänger betrifft (in der Volksoper wird bekanntlich alterniert), kam bei der Premiere Pech dazu. Denn Tenor Matthias Klink in der wichtigsten Rolle des Hans musste sich als krank ansagen lassen, mühte sich aber tapfer bis zum Ende durch. Caroline Melzer ist eine vielleicht etwas schrille, vokal nicht allzu große Marie, füllt die Partie aber aus. Großartig allerdings Martin Winkler als in jeder Hinsicht omnipräsenter Heiratsvermittler Kecal. Er ist der Motor des Ganzen. Michael Kraus, Regula Rosin, Andreas Mitschke und Alexandra Kloose fügen sich eher unauffällig ein.

Fazit: Nur musikalisch gut

Werk: Smetanas „Die verkaufte Braut“ wurde 1866 in Prag uraufgeführt und gilt als „die“ böhmische Nationaloper. Am Gürtel wird in deutscher Sprache (das ist hier einmal kein Nachteil) gespielt.

Inszenierung: Gab es so etwas überhaupt? Eine biedere Bebilderung ist angesagt.

Musik: Dirigent Enrico Dovico und das Orchester sind das größte Atout dieser Produktion. Bei den Sängern ragt Martin Winkler als Heiratsvermittler positiv heraus.

Kommentare