Wegen Statements zu Palästina: Galerie legt Ai Weiwei-Schau auf Eis

Wegen Statements zu Palästina: Galerie legt Ai Weiwei-Schau auf Eis
Tweet bediente einige Klischees - der Künstler akzeptierte die Entscheidung, sorgt sich aber zugleich um die Redefreiheit

Wegen eines Statement auf X (Twitter), das auf den Krieg zwischen Israel und der Hamas Bezug nahm, hat die Lisson Gallery in London eine seit langem geplante Schau des chinesischen Starkünstlers Ai Weiwei auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Das berichtet das Art Newspaper. Der Künstler hatte in einem mittlerweile gelöschten Tweet (sinngemäß) geschrieben, dass das Schuldbewusstsein, das aus der Verfolgung des jüdischen Volkes herrührt, teilweise zur Lasten der Arabischen Welt eingesetzt würde. Ergänzt wurde diese Einschätzung durch Hinweise auf den großen Einfluss, den Juden in den USA hätten. 

"Nicht die richtige Zeit"

"Wir sind übereingekommen, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, (Ais) neue Arbeiten zu präsentieren", ließ die Lisson Gallery, die den Künstler seit Jahren international vertritt, in Folge verlauten. "Es gibt keinen Platz für eine Debatte, die als antisemitisch oder islamophob charakterisiert werden kann, wenn jede Anstrengung unternommen werden sollte, das Leiden in den israelischen und palästinensischen Gebieten sowie international zu beenden".

Ai Weiwei, der sich in der Vergangenheit stets auf die Seite von Unterdrückten gestellt und dabei auch für palästinensische Anliegen Partei ergriffen hatte, erklärte sich gegenüber dem Art Newspaper mit der Entscheidung einverstanden - sie sei "zu seinem eigenen Wohl". Im Hinblick auf Social Media gebe es wohl Grenzen, so Ai, dessen Filmporträt aus dem Jahr 2012 den Titel "Never Sorry" trug. "Ich verstehe, dass sich gesellschaftliches Verhalten (...)  nicht übersimplifizieren lässt". 

Wegen Statements zu Palästina: Galerie legt Ai Weiwei-Schau auf Eis

"Never Sorry"

Zugleich ließ der Künstler durchblicken, dass er aktuell Reaktionen auf Statements, die nicht dem Rahmen des Akzeptierten entsprechen, für problematisch halte. "Wenn wir keine einfachen Methoden benutzen können, um komplizierte Fragen zu formulieren, heißt das dann, dass jegliche Äußerung unnötig wird - oder dass die "inkorrekte" Äußerung unnotwendig wird?" so Ai. Als künstler habe er nie nach der "korrekten" Äußerung gesucht. 

Ob die Schau zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt wird, ließ die Lisson Gallery dem Bericht zufolge offen. Ai sagte gegenüber der Zeitung: "Ich kann leben, ohne jemals wieder eine Ausstellung zu machen. Ich kann auch ohne Kunst als Ausdrucksform leben. Aber ich kann nicht leben ohne Denk- und Redefreiheit, das wäre das Ende." 

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