Ai Weiwei: Westlicher Hypermoralismus erinnert an die Kulturrevolution

Ai Weiwei: Westlicher Hypermoralismus erinnert an die Kulturrevolution
Der chinesische Dissident präsentiert Arbeiten in Glas in Venedig. Ein Gespräch über Cancel Culture und ein Selfie mit Alice Weidel.

Ai Weiwei macht in Glas: Gemeinsam mit der venezianischen Manufaktur Berengo Studios hat er unter anderem einen mattschwarzen Luster geschaffen, der in der Kirche San Giorgio am Canal Grande hängt. Ein zweieinhalb Tonnen schweres Stück aus sandgestrahlten Glasknochen und Totenschädeln. Anlässlich der Ausstellungseröffnung traf der KURIER den kontroversiellen Künstler zum Gespräch.

KURIER: Sie haben 2015 einen öffentlichen Kampf mit Lego ausgefochten, als die Firma sich weigerte, Ihnen Legosteine zu liefern. Der Grund: Sie machen politische Kunst. Hat nicht einmal mehr eine Spielzeugfirma aus Skandinavien so etwas wie Unschuld?

Ai Weiwei: Niemand ist unschuldig. Alle großen Firmen sind in China zu Hause. Es würde Unsummen und Jahre kosten, eine andere Produktionsstätte zu finden. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat die Globalisierung nahezu unzerstörbare Beziehungen zwischen China und dem Westen geschaffen. Die Deutschen haben es kürzlich sehr klargemacht: Ohne Russland gibt es kein Gas, ohne China keinen Markt. Ohne das alles kein Deutschland. Es ist wirklich sehr simpel.

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