Einmal Bratislava und zurück

Einmal Bratislava und zurück
Von 3. bis 6. Oktober findet das Waves in Wien und Bratislava statt. Festival-Initiator Thomas Heher im KURIER-Interview über die diesjährigen Schwerpunkte.

Thomas Heher ist so etwas wie der Hans Hurch der heimischen Musikbranche. Er besucht das ganze Jahr über Musikfestivals, nimmt dort an Diskussions- und Informationsrunden teil. Er sieht sich Konzerte an, sammelt Eindrücke, spricht mit Musikmanagern und Labelbetreibern über neue Vertriebswege und zukünftige Entwicklungen. Und das alles im Auftrag der (heimischen) Musik. Mit dem über die Jahre zusammengetragenen Wissen, den geknüpften Bekanntschaften und gesammelten Visitienkarten richtet er mit seinen Team das Waves aus. Ein Club- und Showcase-Festival, das in diesem Jahr zum dritten Mal in Wien und Bratislava stattfindet. "East meets West, lautet dabei das Motto", sagt Thomas Heher im KURIER-Interview. Soll heißen: Heimische Bands treffen auf Kollegen aus den östlichen, südöstlichen und westlichen Teilen Europas.

Einmal Bratislava und zurück

Ziel des Festivals ist es auch heuer wieder, länderübergreifend zu agieren und den noch immer bei vielen Menschen im Kopf vorhandenen Vorhang zwischen Ost- und Westeuropa öffnen. Wien und Bratislava, zwei Hauptstädte, die nur rund 60 Kilometer auseinander liegen, sollen noch weiter zusammenrücken. Thomas Heher: "Dafür richten wir ein Shuttle-Service zwischen den beiden Städten ein. Wir wollen Ost- und Westeuropa, Wien und Bratislava weiter vernetzen. Wir arbeiten eng mit einem slowakischen Partner zusammen, der auch das Wilsonic-Festival veranstalt. Dieses Jahr wird es am 5. Oktober ein eigenes Waves Bratislava geben. Mal sehen, wie das Ganze angenommen wird."

KURIER: Auf welche Punkte legt man bei der Programmierung des Festivals wert?Thomas Heher: Wir versuchen jedes Jahr ein ausgewogenes Line up zustande zu bringen – die Balance zwischen Gitarre und Elektronik zu halten. Da das Waves Festival ja auch ein Showcase Festival ist, buchen wir noch eher unbekanntere Bands, von denen wir glauben, dass sie bald ihren internationalen Durchbruch feiern. Am besten für uns wäre es natürlich, wenn das noch vor dem Festival passieren würde. Im letzten Jahr ist uns das bei einigen Acts auch gelungen.

Was unterscheidet das Waves vom klassischen Festival? Wir sind ein Club- und Showcase-Festival. Wir wollen unterhalten und fördern. Das Waves ist vor allem auch eine Plattform für junge Bands, die sich einem Publikum aus dem In- und Ausland präsentieren können. Daher machen wir kaum Unterschiede zwischen Headlinern und kleineren Bands: Wir lassen auch unbekannte zur Primetime auftreten.

Wie wird sich die heimische Musikszene beim Festival präsentieren? Wir haben mit vielen heimischen Labels eine Kooperation – wie Siluh, Earcandy, Ink. Es überlegen sich einige Acts etwas Besonderes für ihren Auftritt beim Waves. Die Beth Edges werden zum Beispiel im Odeon ein Akkustik-Set spielen, das live aufgezeichnet werden wird. Generell präsentieren sich die Bands im Rahmen des Festivals einem ausgewählten Fachpublikum. Sie spielen vor Festival-Veranstalter, Vertretern von Labels und Bookern.

Wie sieht die Unterstützung der Stadt Wien aus? Wir werden von der Stadt Wien für den Konferenzteil finanziell unterstützt. Eine Hilfestellung bekommen wir auch bei der Bewerbung des Festivals. Die Stadt Wien hat Kommunikationsbüros in allen osteuropäischen Ländern, die uns bei Presseaussendungen und anderen Dingen helfen.

Apropos Konferenzteil. Wie ist das Verhältnis zwischen Festivalbesuchern und Fachpublikum? Es waren im letzten Jahr 517 Konferenzteilnehmer, sprich Fachleute aus 29 Ländern – von China bis Kanada – beim Waves Festival. 2012 besuchten in Summe 10.800 Menschen das Festival.

Gibt es so etwas wie "Big Player" unter den Teilnehmern? Da Bands ja vor allem bei großen Festivals auftreten möchten – wie zum Beispiel beim Glastonbury, Primavera, Hurricane, Southside , versuchen wir auch stets die Booker dieser Festivals einzuladen. Und diese „Big Player“ werden heuer auch kommen.

Die diesjährigen Gastländer sind Slowenien und Belgien. Wie geht man bei der Auswahl der Länder vor? Es ist immer ein Vertreter aus Ost- und Westeuropa dabei. Wir berücksichtigen bei der Auswahl der Gästeländer die Größe des Landes, da es keinen Sinn macht, wenn man Luxemburg und Russland einladen würde. Es ist natürlich so, dass der belgische Musikmarkt stärker ist als der slowenische. Nichtsdestotrotz ist die slowenische Musikszene sehr dynamisch und es gibt viele motivierte Bands.

Wie bekommt man einen Einblick in die Musikszene der einzelnen Länder? Ich bin viel auf anderen Showcase-Festivals unterwegs. Dort lernt man Leute kennen, baut Kontakte auf und bekommt dadurch Informationen über die Musikszene in einem Land. Bei der Auswahl eines Gastlandes ist dann natürlich nicht nur die Qualität der Bands, sondern vor allem auch die Kooperationbereitschaft des Landes wichtig. Wenn dem Land das Waves Festival völlig egal ist und wir keine Unterstützung bekommen, dann ist das für uns kein Thema mehr. Das ist aber noch nie passiert: Wir könnten schon jetzt für die nächsten fünf Jahre die Gastländer bestimmen.

Die Schwerpunkte in diesem Jahr? Wir wollen die Vernetzung zwischen Ost-und Westeuropa vorantreiben. Dieses Jahr gibt es eine eigene Waves-Nacht in Bratislava, bei der verschiedene Locations bespielt werden. Dafür wird ein Shuttlebus zwischen den beiden Städten eingerichtet. Ein weitere Schwerpunkt sind neue Technologien. Es werden Innovationen für die Musikbranche vorgestellt. Das Angebot reicht dabei von Internet-Applikationen bis zu RFID (Radio Frequency Identification, Anm. d. Red.). Diese Technik kommt beim Festival zum ersten Mal zum Einsatz. In die Festivalbändchen ist ein Radiochip eingewoben, mit dem man bei jeder Venue anonym ein- und auscheckt. Optional kann man sein Bändchen mit seinem Facebook-Account vernetzen und so zum Beispiel bei diversen Gewinnspielen mitmachen.

Welche Daten werden da gesammelt? Persönliche Daten werden keine gespeichert. Es ist alles anonym, wir sehen nicht, dass der "Manfred" und die "Susi" im Flex sind, sondern nur das zwei Leute dort eingecheckt haben. Für uns haben die Bänder zwei wesentliche Vorteile. Einerseits weil man sie nicht weitergeben kann. Andererseits helfen sie uns die Besucherströme zu analysieren: Wie lange bleiben sie in einem Club? Und wie oft wechseln sie die Location?

Ein Programmpunkt heißt "Gut gemeinte Zensur oder wichtige Kontrolle". Was kann man sich darunter vorstellen? Es wird im Rahmen dieser Veranstaltung über die Zensur im Pop-Business gesprochen. Aufgegriffen wird zum Beispiel die Ausladung von Freiwild bei der Echo-Verleihung und die Konzert-Absage der Hinichen im Gasometer. Es wird auch eine Verantwortliche des Sziget-Festivals zu Gast sein, die über die Zensur zu Zeiten des eisernen Vorhangs sprechen wird. Aber sie wird auch aktuelle Beispiele aus Ungarn aufgreifen.

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Drei Konzerte, die man nicht verpassen sollte?Drei sind aber sehr wenig (lacht). Ein persönliches Highlight für mich ist auf jeden Fall die polnische Künstlerin Kari Amirian – ein wirklich sehr spannender und toller Indie-Folk-Act. Auf das Attwenger-Konzert freu' ich mich schon sehr, weil ich ein Fan der beiden bin. Und was man sich auf jeden Fall nicht entgegehen lassen sollte, ist Compuphonic aus Belgien am Samstag in der Pratersauna.

Infos

Das Waves Vienna Festival findet von 3. bis 6. Oktober in zahlreichen Wiener Locations statt. Am 5. Oktober wird Bratislava bespielt. Am Start sind vor allem slowakische Acts. Zwischen Wien und Bratislava werden jedenfalls an dem Tag zwischen 19 und 4 Uhr Shuttle-Busse verkehren. Mit dabei sind unter anderem: Attwenger, Au Revoire Simone, Charlie XCX, CSS, Nathan Fake, Frida Hyvönen, Kreisky, Múm, Sohn, Slut. Die britische Band The Electric Soft Parade hat ihren Auftritt leider gecancelt. Zuletzt hat bereits die US-Band Kingsfoil ihre Europatournee und damit auch ihren Waves-Gig storniert. Das genau Programm gibt es hier zum Nachlesen.

Teilnahmeschluss: 30.9.2013

Die Gewinner werden schriftlich verständigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Der Gewinnspielveranstalter ist die KURIER RedaktionsgmbH & Co KG, Tel.: 01/52 100-2360, eMail: marketing@kurier.at. Über das Gewinnspiel kann kein Schriftverkehr geführt werden. Der Sachpreis kann nicht in bar abgelöst werden. Der Kauf des KURIER ist nicht Bedingung. KURIER-Mitarbeiter sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Teilnahme nur für Verbraucher im Sinne des KSchG.

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