"Es kann immer etwas passieren“
Den Job definiert sie grundsätzlich so: „Man präsentiert Schauspieler, vernetzt sie mit den Casting Directors, in weiterer Folge mit Produzenten und Regisseuren. Eine Agentur ist also einerseits Infoplattform. Sie vermittelt, macht Castingorganisation und Vertragserstellung. Damit wäre der Agenturjob abgeschlossen.“
Eigentlich.
„Aber es kann immer etwas passieren“, sagt Fruhmann. Daher sei man zusätzlich auch ein Manager, der sich um alles Mögliche kümmert. Das beginnt beim richtigen Flieger, man bespricht die Reisen, die Hotelunterbringung. Natürlich kennt man auch die Details im Vertrag.“
Hoch logistischer Job
Weil immer wieder Drehpläne geändert werden, müssen auch mögliche Paralleltermine gecheckt werden, ob sie wirklich einzuhalten sind. Ein Beispiel: Ein Schauspieler will in Berlin ein Casting absolvieren, ist am nächsten Tag aber wieder in Wien gebucht. Geht sich das aus? „Es ist ein hoch logistischer Job“, sagt Fruhmann, „Kommunikation ist das Um und Auf. Es gilt, die Leute permanent auf dem Laufenden zu halten. Mir kommt zugute, dass ich immer gerne Coordinating Jobs gemacht habe. Ich liebe das Jonglieren mit Terminen.“
Der Kontakt zum Film entstand eher durch Zufall. Fruhmann studierte anfangs Italienisch und Spanisch, arbeitete als Reiseleiterin. Über einen lieben Freund kam es zu einem Treffen mit dem Produktionsleiter des TV-Films „Der Mörder“ mit Dietrich Siegl, den Anton Reitzenstein 1984 unter anderem auch in Italien drehte. Fruhmann stieg prompt ein und übersetzte die Anweisungen des Regisseurs für die italienischen Schauspieler. 15 Jahre war sie dann im Film unterwegs, zunächst bei Satel Film, dann vorwiegend im internationalen Bereich, war beim Bond-Dreh „The living Daylights“ in Wien dabei, bei Schlöndorffs „Homo Faber“.
Auch vom Dreh für „Die drei Musketiere“ 1993 in Wien erzählt sie. Damals hätten gewisse goldene Zeiten geendet, bis dahin habe sich Helmut Zilk für die Unterstützung ausländischer Produktionen in Wien stark gemacht.
Es galt, wieder umzusatteln, wie Fruhmann erzählt. Casting für Serien wie „Kommissar Rex“, „Frau mit Kaliber“ oder „Stockinger“. Sie könne sich noch genau am Beginn an die drei, vier Ordner mit Schauspielerfotos erinnern. Als sie nach nach fünf Jahren und über 7000 Schauspielerdateien zur Auffassung kam, „Zuviel Arbeit, zu wenig Freizeit, zu viel Im System“, habe sie Ende der Neunziger beschlossen, ihre eigene Agentur aufzumachen.
„Ich bin aus der Produktion gekommen, kannte das Gefüge am Set, hatte Schauspielerkontakte. Daher habe ich das peu à peu aufgebaut. Martin Brambach sei von Anfang an dabei gewesen, auch Harald Windisch und Johannes Krisch. In ihrem Portfolio sind, was auch bei anderen Agenturen zu beobachten ist, weit mehr Männer als Frauen. Woran das liege?
„Weil Männer doch mehr Rollen in den Drehbüchern haben“, sagt Fruhmann, „und weil sie immer noch in der Regel die Hauptakteure/Helden sind. Es gibt auch Ausnahmen, das sind Frauen, die sehr bekannt sind. Als Schauspielerin hat man es grundsätzlich noch immer nicht leicht, wenn man noch keinen Namen hat.“
Branche internationaler
In ihrer Anfangszeit hätten noch viele Schauspieler nach Deutschland geschielt, aufgrund des größeren Marktes. Daher seien deutsche Agenturen vor zwanzig Jahren in Österreich noch ein bedeutender Faktor gewesen. „Mittlerweile ist das Filmbusiness sehr globalisiert“, sagt Fruhmann. „Wenn man heute für eine englischsprachige Produktion deutsche Schauspieler mit Englischkenntnissen sucht, geht das über Österreich genauso. Das ist mittlerweile ein großes internationales Gefüge geworden.“
In der Anfangszeit sei noch mit Thermopapier gearbeitet worden, das heißt: Es wurde hin und hergefaxt. Durch die Digitalisierung – E-Mail und v.a. die umfangreichen Online–Datenbanken – habe sich enorm viel geändert.
Für Schauspieler gelte nach wie vor: „Man muss Geduld haben.“ Eine deutsche Agentin habe einmal die Formel aufgestellt: „Ein Drittel arbeitet, ein Drittel ab und zu, ein Drittel sehr wenig.“
Für die Agentin gelten diese Pausen kaum. „Wirklich ruhig ist es zu Weihnachten, Mitte Dezember bis Mitte Jänner“, sagt sie – und auch im August gebe es „eine kurze Phase der Ruhe.“
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