Das wurde er zuletzt ganz und gar nicht: Ein Skandal nach dem anderen hat die Globes zuletzt gebeutelt. Hollywood hat diese Gelegenheit genützt, den eh schon wenig geliebten Preis - er wurde nämlich von den internationalen Filmjournalisten, aus Hollywood-Sicht also "von außen" vergeben - kleinzuhacken.
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Nun setzt man alles daran, wieder angenommen zu werden - das zeigte auch die Gala, in der manche Stars den Preis ironisierten, andere offensiv Ernst nahmen, wie die New York Times vermerkte. Mit bedingtem Erfolg: Die Lebenswerk-Preise für Film und Fernsehen mussten heuer mangels Auszeichnungswilligen ausgelassen werden. Immerhin war es die erste große Zusammenkunft der Branche nach dem großen Streik.
War das nun ein Oscar-Vorbote?
Alljährlich - außer, die Globes sind gerade wegen des einen oder anderen Skandals implodiert - wird interpretiert, ob die Globes jetzt irgendeine Vorabeinsicht in die Oscars bringen, ob man aus den Preisen etwas über die wirklich wichtigen goldenen Statuen ablesen kann. Dieses Jahr auf jeden Fall: Denn die Globes haben entlang jener Selbstsichten entschieden, die Hollywood durchziehen. Denn "Oppenheimer" ist jene Art von Film, mit der sich Hollywood gerne brüstet: ein wichtiges Thema, eine gewisse Gravitas, hohe Filmkunst.
Hinter der bunten, klischeeverpickten Welt von "Barbie" das Heutige, Zeitgemäße, den chaotischen Spaß zu sehen, damit tut sich die Auszeichnungsebene der Traumfabrik schon schwerer: Man empfindet sich selbst als Kulturform wichtig, und das spiegelt sich besser im Atombomben-Psychogramm als in den kaleidoskopartigen Satireschichten von "Barbie". Es ist zu erwarten, dass das bei den Oscars genauso sein wird.
Ein Problem mit dem Erfolg
Dabei ist die Häme, die den Globes im "Barbie"-Zusammenhang entgegenschlägt, auch ungerechtfertigt. Der Film gewann nämlich in einer Art Publikumskategorie, in jener nämlich, die den Kassenerfolg und nicht die Kunst würdigt. Das unterspielt zwar die popkulturelle Leistung vom "Barbie" auf absurde Weise, die Auszeichnung selbst und den Gedanken dahinter schmälert es aber nicht. Denn lange schon haben auch die Oscars das Problem, das sie in ihrer eigenen Wichtigkeitsempfindung auf die Publikumsfilme vergessen. Das, was erfolgreich ist, hat seit den späten 90ern kaum Chancen bei den Oscars; das ist absurd und ein Schaden für die Preise überhaupt.
Dass "Barbie" als meistnominierter Film nur in zwei Kategorien - die weitere ist jene für den besten Song für Billie Eilishs "What Was I Made For?" - gewonnen hat, ist aber erneut ein Foul an dem, was die Kinogeher wirklich bewegt hat. Dass etwa der Drehbuchpreis an die "Anatomie eines Falles" ging und nicht an "Barbie", würdigt zwar einen hervorragenden Film mit Sandra Hüller, ist aber nur aus der Branche heraus erklärbar und nicht aus der Publikumssicht.
Diverse Auszeichnungen
Mit den Links-liegen-Lassen von "Barbie" ließen sich die Globes die Chance entgehen, sich dessen feministischen Schmäh einzuverleiben. Aber es gab andere Fingerzeige: In der Liste an Wertesignalen, die die Globes heuer abhakten, ist die erste Auszeichnung an eine indigene Schauspielerin, Lily Gladstone ("Killers of the Flower Moon").
An die Kontroverse um die Nase von Leonard Bernstein - Bradley Cooper trug im Film eine diesbezügliche, als jüdisches Klischee kritisierte Prothese - wollte man lieber nicht anstreifen, der Film blieb ungewürdigt.
Das Fernsehen ist wichtiger
Aber auch, wenn Hollywood das nicht gerne hört: Im Fernsehen passierte zuletzt weit Aufregenderes als im Kino. Völlig zurecht rückte "Succession" nun zu den beiden bisherigen Globes-Rekordhaltern "Breaking Bad" und "Akte X" als erfolgreichste Serie auf, die gefeierte Serie "The Bear" gehörte ebenso zu den Gewinnern, eigenartiger Weise als Komödie, was zum energetisch intensiven Küchendrama nur bedingt passt.
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