Vordenker des Metaverse: Herbert W. Franke 95-jährig gestorben

Vordenker des Metaverse: Herbert W. Franke 95-jährig gestorben
Der Österreicher Herbert W. Franke war einer der bedeutendsten Grenzgänger zwischen Kunst und Wissenschaft.

Herbert W. Franke, ein Pionier der Computerkunst, ist am Samstag mit 95 Jahren in der Nähe von München gestorben. Er war Künstler, Science-Fiction-Autor, Kurator, Mathematiker, Physiker - und 1979 Mitbegründer der Ars Electronica.

Geboren wurde Franke am 14. Mai 1927 in Wien, wo er Physik, Chemie und Philosophie studierte und 1950 mit einem Thema der theoretischen Physik (Elektronenoptik) zum Doktor der Philosophie promovierte. Von 1951 bis 1956 arbeitete er bei der Firma Siemens in Erlangen, von da an als freier Schriftsteller. Und von 1973 bis 1997 lehrte er an der Universität München "Kybernetische Ästhetik" (später "Computergrafik - Computerkunst").

 

 

Franke hat sein Leben lang konsequent und wie kaum ein anderer mit analytischen Methoden und der Hilfe von Maschinen Neuland erkundet und knapp 70 Jahre in die Zukunft der digitalen Kunst geschaut, bis er in den frühen 2000er Jahren als Künstler und Kurator im Metaverse angekommen war.

Als Computerkünstler der ersten Stunde experimentierte er 1953 mit generativer Fotografie, er nutzte ab 1954 einen analogen Computer und ab den 60er-Jahren die ersten Großrechner für seine abstrakte, algorithmische Kunst. 1970 war er mit einem Siebdruck aus seiner Serie "Quadrate" bei der Biennale in Venedig vertreten. Bereits 1967 hatte Herbert W. Franke gemeinsam mit dem Programmierer Georg Färber einen Algorithmus entwickelt, der sich überlappende, verbundene Vierecke zeichnete. Heutzutage werden diese Arbeiten als Pionierleistung im Bereich der derzeit in aller Munde befindlichen NFT-Kunst gefeiert. 

"Der grüne Komet"

"Die Zeit" bezeichnete Franke als "den prominentesten deutsch schreibenden Science-Fiction-Autor“, die "FAZ" nennt ihn einen "großen Erzähler". Darüber hinaus entwickelte er eine rationale Kunsttheorie. Als Literat war er bereits seit 1960 – mit seinem ersten Werk "Der grüne Komet" – ein Vordenker virtueller Welten. Daneben hat er für die Höhlenforschung mit der Datierung von Tropfsteinen eine Pionierleistung erbracht, mit der er auch bedeutende Aufschlüsse für die Klimatologie seit der letzten Eiszeit offenlegen konnte.

Erst kürzlich würdigte das Francisco Carolinum in Linz den Pionier anlässlich seines 95. Geburtstags mit der Ausstellung "Visionär". Denn Franke ist mit der oberösterreichischen Landeshauptstadt eng verbunden. Aus der Idee einer Computerkunstschau, die Franke ursprünglich für das Wiener Künstlerhaus entworfen hatte, entstand 1979 in Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Intendanten des ORF-Landesstudios Oberösterreich, Hannes Leopoldseder († 2021), das Ars Electronica Festival.

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