Von besonderem Interesse ist gerade jetzt, da wieder heftig über die Rolle einer kraftstrotzenden FPÖ und deren allfällige Regierungsbeteiligung debattiert wird, das Kapitel über die politische Laufbahn des Thomas Prinzhorn. Die Relecture der Ereignisse der Jahre 1999 ff. im Lichte der aktuellen Diskussionen bzw. mit Blick auf die zu erwartende Situation nach den Wahlen im Herbst ist durchaus lohnend.
Bekanntlich war ja Prinzhorn einer von zwei Ministerkandidaten, die Bundespräsident Thomas Klestil ablehnte (der andere war Hilmar Kabas). Nach gängiger Lesart aufgrund einer als ausländerfeindlich wahrgenommenen Bemerkung (Gratis-Hormonpräparate für Asylwerber); möglicherweise aber auch, so die Autoren, wegen gekränkter Eitelkeit Klestil: hatte doch Prinzhorn als Zweiter Nationalratspräsident scharfe Kritik am hinhaltenden Widerstand des Bundespräsidenten gegen Schwarz-Blau geübt. Klestil habe sich schon „eine blutige Nase geholt, wenn er auch einen blutigen Kopf will, soll er weiter gegen die Mauer des Bürgers rennen“, so Prinzhorn damals.
„Possenstück“
Interessant auch, was Haidinger/Pisecky zur berüchtigten eisigen Miene Klestils („Possenstück“) bei der Angelobung zu berichten wissen: Beim Sektempfang hinter der Tapetentür ohne Kameras habe sich Klestils „Stimmung schlagartig“ geändert, „heiter und ausgelassen“ habe er „champagnerisiert“, heißt es unter Berufung auf einen „der damals anwesenden Neuangelobten“. Für die Öffentlichkeit aber habe HBP „den guten Menschen von Österreich geben“ wollen.
Klestils Haltung beschreiben die Autoren folgendermaßen: „Korrekte Demokratie bedeutet für den moderaten Bürgerlichen […], dass die SPÖ gewinnt und wie seit bald 30 Jahren den Kanzler stellt und die ÖVP als Juniorpartner mehr oder weniger brav […] mitmacht.“
Und um den Bogen zum Heute zu spannen, erinnern sie daran, dass der damalige Grünen-Chef Alexander Van der Bellen die „Donnerstagsdemos“ als „ganz wichtiges Signal gegen die rechtskonservative Regierung“ bezeichnet hat. Lakonisch fügen sie hinzu: „Die heutzutage viel beschworene ‚Spaltung der Gesellschaft‘ ist für Van der Bellen damals noch keine Kategorie …“
Es wird noch spannend im Herbst.
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