Vom Belvedere zum Microsoft-Gründer: Klimts "Buchenwald" wird versteigert

Vom Belvedere zum Microsoft-Gründer: Klimts "Buchenwald" wird versteigert
Das Gemälde, nach einem Restitutions-Krimi 2006 verkauft, wird nun auf mehr als 90 Millionen US-Dollar geschätzt

Eine Kunstsammlung von 150 Werken, die fast alle der größten Museen dieser Welt würdig wären, kommt so gut wie nie auf den Markt. Aber am 9. und 10. November geschieht es doch: Da versteigert Christie's in New York die Sammlung des 2018 verstorbenen Microsoft-Mitbegründers Paul Allen. Mit einem erwarteten Umsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar - das Geld soll gemäß Allens Wunsch diversen wohltätigen Projekten zugute kommen - ist man sich jetzt schon der Rekorde sicher. Doch erst kürzlich gab das Auktionshaus Details zu den Bildern bekannt, die bis dato teilweise über Jahrzehnte als streng geheime Schätze gehütet wurden.

Ein Highlight (nicht nur) aus österreichischer Perspektive ist das Gemälde "Buchenwald" von Gustav Klimt aus dem Jahr 1903: Hat es doch neben seiner herausragenden ästhetischen Qualität auch eine höchst bewegte Geschichte. Es ist eines der fünf Gemälde, um die die Republik Österreich einen mehrjährigen Rechtsstreit gegen die Erben der Familie Bloch-Bauer geführt hatte. Die "Goldene Adele" (für die der Sammler Ronald Lauder privat den damaligen Rekordpreis von 135 Millionen US-Dollar zahlte) war das prominenteste dieser Werke, gefolgt von einem Bildnis, das Adele Bloch-Bauer stehend zeigt (es ging an US-Medienqueen Oprah Winfrey und später an einen chinesischen Investor).

Doch auch der Preis, den Paul Allen im Herbst 2006 bei Christie's New York zahlte, war ein Spitzenwert für eine Klimt-Landschaft: 40,336 Mio. Dollar (damals umgerechnet 31,6 Mio. Euro) erzielte "Buchenwald" in jener Versteigerung. Die Republik Österreich hatte sich nach dem von einem internationalen Schiedsgericht gefällten Urteil, wonach die Bilder zurückzugeben seien, im Februar 2006 dagegen entschieden, von einem Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen.

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Nun wird das Gemälde bei Christie auf einen Wert "oberhalb von 90 Millionen US-Dollar" (nach aktuellem Kurs rund 94 Millionen Euro) taxiert. Dass das Werk Paul Allen gehört hatte, war erst 2016, zehn Jahre nach der Auktion, in der Fachwelt bekannt geworden: Da verlieh es der superreiche Sammler, der auch eine Schwäche für Rockmusik hatte und in seiner Heimatstadt Seattle das "Museum of Pop Culture" erbauen ließ, für eine Wanderausstellung zum Thema Landschaftsmalerei.

"Ich versuche immer zu sehen, wo es in der Zukunft hingeht", gab Allen laut New York Times damals zu Protokoll. "Vielleicht mag ich deshalb Landschaften so sehr. Sie sind für mich Fenster in andere Realitäten. Und im Klimt-Gemälde sieht man die Ruhe und die ewige Natur eines Waldes".

Farbpunkte und Bytes

Allen schätzte aber auch den Impressionismus und den Pointillismus, in dem Bilder durch genau aufeinander abgestimmte Farbpunkte "zusammengebaut" werden. Dies erinnere ihn an seinen Technologie-Background, erklärte er - die Künstler hätten ein Ganzes in Einzelteile zerlegt, wie es in der digitalen Welt mit Bits und Bytes passiere.

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Entsprechend findet sich nun ein Hauptwerk des Pointillismus, Georges Seurats "Les Poseuses" (Die Posierenden) in der Auktion. Es wird auf einen Wert von mehr als 100 Millionen US-Dollar geschätzt. Weitere Highlights sind Arbeiten von Claude Monet, Paul Cézanne und von Helden der Nachkriegskunst wie Jasper Johns, der seine Bilder ebenfalls "analytisch" mit Schablonen und Zahlen anlegte. Doch auch Altmeistergemälde - etwa eine Allegorie der fünf Sinne von Jan Brueghel dem Jüngeren - finden sich in Allens Kollektion.

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