Heuer wird sie, wie der KURIER exklusiv berichtet, durch den formidablen Rumänen Radu Jude fortgesetzt. Der 1977 in Bukarest geborene Regisseur changiert zwischen den Formaten und hat sowohl Dokus als auch Kurz- und (sehr) lange Spielfilme gedreht. In seiner Gesellschaftsatire „Bad Luck Banging oder Loony Porn“ (2021) entwarf er das scharfe Bild einer entsolidarisierten rumänischen Gesellschaft im Zustand des konsumbewussten Dauerstress und erhielt dafür den Goldenen Bären der Berlinale. Mit dem Nachfolgefilm „Erwarte nicht zu viel vom Ende der Welt“ lieferte er eine unterhaltsame Kritik an der modernen Arbeitswelt.
In seinem Viennale-Trailer beschränkt sich Radu Jude auf zwei Kameraeinstellungen: Zu sehen ist die in Rumänien beliebte Musikerin Nicoleta Tudorache. Sie ist berühmt für ihr Spiel auf dem Tambal, der rumänischen Variante des Zymbal, einem mit Klöppel geschlagenen Hackbrett.
Lebendig und lustig
Gekleidet in eine traditionelle weiße Bluse mit Spitzen und Puffärmel, sitzt Tudorache in einem leeren Konzertsaal und spielt die Tritsch-Tratsch-Polka (op. 214) von Johann Strauss. Konzentriert lässt die Musikerin ihre Klöppel über die Saiten ihres Instruments springen.
Zuerst sehen wir sie aus entferntem Respektabstand, doch als die Musik Fahrt aufnimmt, rückt auch die Kamera näher heran und folgt aufmerksam den Bewegungen, mit denen Tudorache die schwierig zu spielende „Schnellpolka“ meistert: „Sie ist eine wunderbare Spielerin, und sie hat es sofort geschafft, ohne viel zu proben“, so Radu Jude begeistert über seine Protagonistin: „Dieses Instrument wird normalerweise mit der Roma-Minderheit in Verbindung gebracht, und ich freue mich sehr zu zeigen, wie Johann Strauss darauf klingt. Ich habe gesehen, wie ein steifes, perfekt gekleidetes Publikum in einem klassischen Wiener Konzertsaal das Stück aufgenommen hat, und da Kino immer noch eine populäre Kunst ist, ziehe ich es vor, es von Frau Tudorache auf einem Tambal spielen zu lassen. Das ist sicherlich lebendiger und lustiger. Vivat Tambal, vivat Cinema, vivat Viennale!“
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