Viennale: Erster Preis für den ersten Hund im All

Abschlussfilm der Viennale: Luca Marinelli als großartiger "Martin Eden" von Pietro Marcello
Vinnale verzeichnet hohe Besucherzahlen, viel Filmschaffen von Frauen und Filmpreis für „Space Dogs“.

„Ich finde es so wunderbar, dass es hier keinen Wettbewerb gibt“, sagt der italiensche Filmemacher Pietro Marcello und lehnt sich genüsslich in seinem Hotelsessel zurück. Die Entspannung steht ihm ins Gesicht geschrieben. Pietro Marcello ist Gast der Viennale und spricht aus, was sich viele der hier in Wien eingeladenen Regisseure denken: Dass die Viennale ein Festival ist, bei dem abseits von Wettkämpfen um Siegertrophäen (wie in Cannes oder Venedig) einzig und allein die Filme und ihre Künstler und Künstlerinnen gefeiert werden.

Dementsprechend hoch war auch die Anzahl der insgesamt 180 internationalen Gästen, die sich hier offensichtlich wohl fühlen und nach den Filmvorführungen intensive Gespräche mit ihrem Publikum führten.

Auch Pietro Marcello ist mit dem Zug aus Rom angereist, um bei der Galapremiere seines herausragenden Films „Martin Eden“ anwesend zu sein, mit dem die Viennale 2019 zu Ende ging.

Die Bilanz unter der Leitung von Eva Sangiorgi ist bestens. Zwar hat sie bereits im letzten Jahr das Festival ausgerichtet, stand dabei jedoch unter erheblichem Zeitdruck. Insofern kann man die diesjährige Viennale als ihre erste, eigenhändig kuratierte Filmschau bezeichnen. Satte 92.100 Besucher frequentierten das Festival, das heuer einen Spieltag weniger aufbot. Eine dichte Fülle an global akklamiertem, internationalen Arthouse-Kino wurde gezeigt – und ein guter Teil davon läuft in den Kinos an. Den neuen Woody-Allen-Film konnte man sich also getrost sparen.

Weiblich

Herausragend waren vor allem die Werkschauen, die unaufgeregt, aber konsequent, weibliches Filmschaffen in den Vordergrund rückten. Die Filme der deutschen Angela Schanelec am Stück zu sehen und danach deren eigenwillige Kommentare geliefert zu bekommen, war ein Erlebnis für sich. Höchst eindrucksvoll erwies sich auch der Auftritt der italienischischen Regisseurin Cecilia Mangini, die im Alter von 92 Jahren noch ungebrochenen Kampfgeist demonstrierte.

Der Wiener Filmpreis für besten österreichischen Film ging übrigens an die Doku „Space Dogs“ von Elsa Kremser und Levin Peter, die von Laika, der ersten Hündin im All erzählt. Den Spezialpreis der Jury erhielt Sebastian Brameshuber für „Bewegungen eines nahen Bergs“, das Porträt eines nigerianischen Mechanikers in der Steiermark. alexandra seibel

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