Viennafair: Investoren und Fiakermist

Viennafair: Investoren und Fiakermist
Die Viennafair-Kunstmesse vereinte qualitätsvolle Kunst, Finanzmarkt-Jargon und Subversion.

Christian Eisenberger hatte wieder einmal einen guten Riecher: Am Stand der Galerie Konzett auf der Kunstmesse "Viennafair" hatte der Künstler eine Wand mit frischem Mist von Fiakerpferden, nicht zufällig vom Albertinaplatz, bestrichen. Was am ersten Tag noch als übelriechende Kundenvertreibung anmutete, gerann bald zu einem pointierten Kommentar zur viel diskutierten Neupositionierung der Messe: Hatte der russische Neo-Eigentümer Sergey Skaterschikov doch wenig Hehl daraus gemacht, die "überproportionale Wichtigkeit der Kulturindustrie in der Ökonomie Wiens" (Skater­schikov beim "Art Industry Forum") für den Profit einer internationalen "Kunstindustrie" zu nutzen. Die alchemistische Verwandlung von Dung in Gold sollte diesem Denken zufolge auf der Messe besonders gut gelingen.

Gute Geschäfte

Dass sich die Wiener Kunstpraxis so leicht in die von Skaterschikov importierten Finanzmarkt-Kategorien integrieren würde, war aber ohnehin nicht zu erwarten. Die heimischen Galerien, so schien es, machten "Business as usual", zeigten größtenteils hervorragendes Programm und nutzten die Initiativen des neuen Betreibers dezent für sich. Über "doppelt so viel Umsatz wie im Vorjahr" freute sich am Sonntag der Wiener Galerist Ernst Hilger; seine Verkäufe (darunter Werke von Andreas Leikauf und Gunter Damisch) gingen allerdings an inländische Sammler, nur Arbeiten von Andy Warhol wurden ins Ausland abgesetzt.

Das russische Publikum war dennoch keine Schimäre, bekräftigte der Galerist Hans Knoll, der auch bei der Parallelmesse "Art Moscow" einen Stand betrieb und viele seiner dortigen Besucher in Wien wiedererkannte. Ob mit den Russen auch Kaufkraft nach Wien kam, war am Sonntag ebenso schwer zu beurteilen wie das Lächeln der koreanischen Galeristin, die Wien als "very beautiful, very quiet" bezeichnete.

Klar erkennbar war hingegen die Absenz jener Protzkunst, die Russlands Reiche angeblich so mögen. Wenn schon, dann spornte das Investoren-Klischee zur Kreativität an, etwa beim "MultiMart", wo noch bis November Werke in einer Auflage von bis zu 100 Stück bestellt werden können. Der Preis wird erst dann festgesetzt, die am häufigsten nachgefragten Werke werden am billigsten. Mit etwas Glück ist die Grafik der Gruppe monochrom mit dem Titel "Im Arsch der Oligarchentochter" dann um 75 Euro zu haben.

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