Viele Stellen, wenige Bewerber: Das Schnitzel könnte schon bald der Roboter bringen

Sachsen-Anhalt-Report zum Fachkräftemangel in der Pflege
Wo sind eigentlich die ganzen Arbeitnehmer? Auf Urlaub? In Bildungskarenz? Ausgewandert? Die Antwort wird Sie vielleicht überraschen.
Marco Weise

Marco Weise

Wer zwei gesunde Hände und Füße hat, könnte derzeit sieben Tage die Woche 20 Stunden pro Tag arbeiten. Dreizeit statt Teilzeit: Vormittags Elektriker, nachmittags ist man als Krankenpfleger umsichtig und abends bearbeitet man als Küchenhilfe das Schneidbrett. Bleiben wir gleich in der Küche: Im Gastro-Bereich sind viele Unternehmer schon dermaßen verzweifelt, dass sie so gut wie alles einstellen. Können muss man nur noch wenig. Es reicht schon, wenn man einen Teller drei Meter weit tragen kann, ohne am Weg das Schnitzel zu verlieren. Ein Dilemma, das vielleicht schon bald keines mehr ist: Denn Roboter schaffen das mittlerweile auch, sind nicht aufmüpfig, kriegen keine Kinder, sind weniger oft krank und grantig. Und sie schaffen es, die richtigen Getränke an die richtigen Tische zu bringen, wie ich unlängst gesehen habe.

Zurück zum Thema: Fachkräftemangel! Wobei es nicht nur an Fachkräften fehlt, sondern auch an Nichtfachkräften. Allerorts wird „händeringend“ (übrigens ein Adjektiv, das ausschließlich im Bereich der Personalsuche verwendet wird) nach Mitarbeitern gefahndet: „Werden Sie Teil unseres tollen Teams. Wir versprechen eine angemessene (oft ein Synonym für schlechte) Bezahlung und eine großartige Arbeitsatmosphäre ...“

Viele Betriebe suchen, aber finden niemanden. Aber wo sind eigentlich die ganzen Arbeitnehmer hin? Auf Urlaub? In Bildungskarenz? Ausgewandert? Auf der Couch vor Netflix? Lotto-Millionäre? Nein, alles ganz falsch: „Sie arbeiten!“ Diese Antwort lieferte mir unlängst Johannes Kopf. Und der muss es wissen. Denn er ist AMS-Chef, also Experte, was Arbeitsangebot und -nachfrage betrifft. Derzeit gibt es eben viel Angebot – daher auch viele Optionen. Oder anders gesagt: Schlechte Zeiten für Unternehmen mit schlechten Arbeitsbedingungen.

Kommentare