Viel Spaß mit Shakespeare im Burgtheater

Viel Spaß mit Shakespeare im Burgtheater
Mit "Fool of Love" landet das Burgtheater einen Shakespeare-Hit der anderen Art.

Das passiert also, wenn ein "bundesdeutscher Tourist" namens Karsten Riedel Wanderweg-Markierungen in Innervillgraten übermalt. Er trifft auf die Osttiroler Musicbanda Franui, auf William Shakespeare und landet im Wiener Burgtheater. Soweit die Genesis von "Fool of Love", einem grandiosen musikalischen Abend für, über und mit Shakespeare.

Denn der elisabethanische Dichterfürst ist persönlich auf der Bühne anwesend, in Form einer (extrem liebevoll gestalteten) Puppe, die von Nikolaus Habjan fabelhaft geführt wird. Und Shakespeare motzt gleich zu Beginn – darüber, dass ihm Burgschauspieler ihre Stimmen leihen. Bei einigen seiner Sonette, die Karsten Riedel vertont und mit Franui arrangiert hat. Mal rockig, mal poppig, mal zärtlich und balladesk kommen die Nummern daher. Riedel singt, sitzt am Klavier, die Musicbanda Franui spielt und die Burgstars singen mit. Plötzlich ist sie dann ganz da, die geheimnisvolle Welt der Shakespeare-Sonette, plötzlich haben der "rival poet" oder die "dark lady" ihre Auftritte. Auch Königin Elisabeth selbst huscht in Gestalt von Sunnyi Melles über die Bühne. Dass die Melles später wie eine Diva der 20er-Jahre singend ans Mikro tritt, ist da nur konsequent.

Ja, Shakespeare macht Spaß, mit Shakespeare darf gelacht werden. Etwa dann, wenn die Puppe mit Krone auf dem Haupt die schönsten Shakespeare-Dramentode nachspielt. Cäsar, Kleopatra, Julia – er hat sie letztlich alle abgemurkst. Und Shakespeare staunt. Wenn sich etwa Tilo Nest und Nicholas Ofczarek (als wienerischer Theaterfan) seiner annehmen, wenn Dörte Lyssewski seine Worte spricht, wenn Johannes Krisch mit cooler Sonnenbrille aus den Sonetten echten Hardrock macht, wenn Riedel und Franui lässig-herbe Klänge beisteuern.

Burgchef Matthias Hartmann hat all das mit Michael Schachermaier im schön-reduzierten Ambiente mit merklicher Freude in Szene gesetzt; die Schauspieler sind auch als Sänger einfach großartig. Vor allem aber: "Fool of Love" ist eine unglaublich intelligente, federleichte und musikalisch hinreißende Annäherung an den Dichter. Suchtgefahr ist garantiert. Eine letzte Frage noch: Wann bitte gibt es die CD?

KURIER-Wertung: ***** von *****

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