"Viel Lärm um nichts" im Volkstheater

Isabella Knöll  als "Beatrice" und Jan Thümer als "Benedikt".
"Viel Lärm um nichts" nach William Shakespeare in der Regie von Sebastian Schug im Volkstheater.

Bravo! Auch das muss man erst einmal können. Wenn es Sebastian Schug in seiner Inszenierung darauf angelegt hat, zu beweisen, dass William Shakespeare trotz größter Bemühungen nicht ganz zerstörbar ist, dann ist ihm das gelungen. Denn Schug lässt am Volkstheater nichts unversucht, die kluge Komödie "Viel Lärm um nichts" zu massakrieren. Doch Shakespeare wehrt sich nach Kräften. Zumindest in jenen Szenen, in denen er noch vorkommen darf. Das sind allerdings leider nur wenige.

Nee, war nicht gut

Denn man will ja jung, cool, hip, provokant, progressiv, radikal und überhaupt ganz, ganz mega irgendwas sein, wenn es darum geht, den Kampf der Geschlechter zu thematisieren. Da stört dann auch Shakespeare irgendwie; da muss man auch sprachlich was tun. Nicht wahr? Und so darf Benedikt (Jan Thümer), nachdem er einen erzwungenen Quickie mit Margaret (Evi Kehrstephan) hatte, schon mal sagen: "Was haste denn? War doch gut." Mit Verlaub: Nee, war es nicht! Und dass die böse Donna John (Steffi Kautz) "mal die Drecksau raushängen lassen will", hätte Shakespeare wohl auch anders formuliert. Doch das ist eigentlich fast egal, bei dieser szenisch krampfhaft um sich schlagenden, sinnlos Krawall machenden, spätpubertären Pseudo-Provokation.

Und so müssen sich alle Darsteller in ihr Schicksal fügen und sich auf der mit allerlei mehr oder weniger sinnvollen Requisiten voll geräumten Drehbühne (Christian Kiehl) sprichwörtlich zum Affen machen.

Wow, wie mutig

Ja, da gibt es einen Piraten mit Haken-Hand in Captain-Sparrow-Manier, da tummeln sich auch Cowboys, Soldaten und Superzicken, da wird gesungen und musiziert, da greift man sich gern und oft an die Genitalien, da fließt der Alkohol und da weht das Koks herum. Und wenn gar nichts mehr geht, muss eben Junkie-Pater Francis (Thomas Frank) schnell mal ein Tierhinterteil penetrieren. Wow, ist das mutig!

Hysterie ist in diesem knallbunten (Kostüme: Nicole Zielke) Zitatensammelsurium nämlich Trumpf. Auch bei Beatrice (Isabella Knöll), die "ihren" Benedikt erst nach zig wohl epileptischen Zitter-Anfällen kriegt. Dass es da mit Claudio (Kaspar Locher) und Hero (Nadine Quittner) noch ein zweites Liebespaar gibt, ist irgendwie auch wurscht. Ebenso wie, dass die zur Daueroutrage angehaltenen Nebenfiguren (Sebastian Pass als Don Pedro, Peter Fasching als Borachio oder die offenbar dem Münchner Oktoberfest entstiegene Claudia Sabitzer als Ursula) in diesem geist-und auch geschmacklosen Tohuwabohu trotz viel Geschrei nichts zu melden haben. Wie gesagt: Schug ist da sehr konsequent.

Mach mal Pause

Dann aber gibt es doch jene Momente, in denen William Shakespeare zurückschlägt. Jene, kurzen, leisen Augenblicke, in denen sich zwei Menschen einen echten Dialog noch dazu mit des Dichters Worten liefern. Da möchte man zur Hysterie sagen: Mach’ mal Pause und komm bitte nicht wieder. Doch dieser Wunsch bleibt letztlich leider unerfüllt.

Was bleibt? Eine bemerkenswerte Pointe. Den größten Applaus bekam zum Finale der Souffleur Jürgen M. Weisert, der bei der Premiere für den stimmlosen Stefan Suske den Leonato sprach. Aber das wiederum war fast logisch: Weisert war immerhin der Einzige, der bei diesem Shakespeare-Massaker nicht aktiv mitspielen musste. Ein Glück für ihn!

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