"Vera“ von Tizza Covi und Rainer Frimmel: Aus dem Schatten des Vaters treten
Auf einem römischen Friedhof befindet sich ein Grab, auf dessen Grabstein zu lesen steht: „Hier ruht der Sohn Goethes.“
Der Name des Sohnes wird nicht genannt, nur der seines Vaters. Bis in den Tod hinein steht der Sohn im Schatten seines berühmten alten Herren.
Den beiden Frauen, die vor dem Grabstein stehen, geht es ähnlich. Auch sie kennt man in erster Linie als Töchter ihrer Väter: Die eine ist Asia Argento, Tochter des italienischen Horror-Regisseurs Dario Argento; die andere ist Vera – Vera Gemma.
Giuliano Gemma war (nicht nur) in Italien Filmstar, Western-Held und legendär schöner Mann. Seine Tochter Vera, von Beruf selbst Schauspielerin, verbrachte bis heute ihr Leben im Schatten des prominenten Vaters. Doch nun haben ihr Tizza Covi und Rainer Frimmel, österreichisch-italienisches Regiepaar, eine hinreißende Hauptrolle auf den Leib geschrieben: In ihrem superben Film „Vera“, der in Venedig in der Reihe Orizzonti Premiere feierte, spielt sich Vera Gemma weitgehend selbst, geht (erfolglos) auf Castings oder schaut sich mit ihrer Schwester Super-8-Filme an, in denen sie als Kinder mit dem Papa zu sehen sind. Zudem haben die Regisseure Veras Lebenswelt mit einer zarten, fiktionalen Geschichte verwoben, die sie in die Randbezirke Roms führt. Mit feinfühliger Hand zeichnen Covi und Frimmel – bekannt geworden mit Filmen wie „La Pivellina“ oder „Aufzeichnungen aus der Unterwelt“ – das innige Porträt einer sehnsüchtigen Frau.
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