Venedig: Ben Affleck zwischen zwei Frauen

Venedig: Ben Affleck zwischen zwei Frauen
Nach der brillanten Sekten-Studie "The Master" legte Cannes-Gewinner Terrence Malick nach: Doch "To the Wonder" erweist sich als Desaster.

Und wieder scheidet der amerikanische Regie-Exzentriker Terrence Malick mit seinem neuen Film-Gedicht "To the Wonder" sein Publikum radikal: Wilde Buhrufe mischten sich mit heftigem Applaus bei der Presse-Premiere am Lido. Doch diesmal muss man sich leider – auch als großer Malick-Fan – auf die Seite der Buhrufer stellen. Alles, was in Malicks letzter Arbeit, dem Cannes-Gewinner "The Tree of Life" von 2011, so wunderbar zusammenfand, misslingt in "To the Wonder" fulminant. Was dort voller Erhabenheit glückte, versackt hier zu peinvollem Pathos.

Der 68-jährige, notorisch Medien-scheue Kino-Philosoph Malick (der natürlich auch nicht nach Venedig reiste) koppelt in "To the Wonder" die Schönheit der Liebe und ihre zermalmende Kraft an die Gottsuche eines zweifelnden Priester. Dafür findet er extravagante Bilder, die man allerdings aus "The Tree of Life" allzu schnell wieder erkennt und plötzlich als leere Pose empfindet.

Es beginnt in Paris, wo Ben Affleck mit einer jungen Französin – einer hübschen, aber nichtssagenden Olga Kurylenko – eine Liebesaffäre erlebt. Zu schwellender klassischer Musik läuft das Liebespaar am Meeresstrand entlang oder durchschreitet andächtig alte Kirchen. Poetische innere Monologe steigern den Gefühlsschwulst. Zurück in den USA, in einem wüsten Vorort in Oklahoma, beginnt die Leidenschaft zu bröckeln. Eine andere Frau (Rachel McAdams) tritt in Afflecks Leben und bringt alles noch mehr ins Wanken.

Priester

All dies erzählt Malick in gewohnt assoziativer, fast wortloser Manier. Eine fahrige Kamera umkreist die Personen, folgt Vogelflügen und filmt Kornfelder im Gegenlicht. Ben Affleck macht immer ein Gesicht als wüsste er nicht, wie ihm gerade geschieht, und geht meistens mit einer der beiden Frauen in der Natur spazieren. Überhaupt bleiben die Frauen unsäglich: mädchenhafte Elfen, die mit ausgebreiteten Armen über die Wiese tanzen, sich dauernd im Kreis drehen und die Röcke fliegen lassen. Besonders Olga Kurylenko sieht aus, als wäre sie für ein permanentes Mode-Shooting gebucht.

Einen richtigen Lacherfolg lieferte Javier Bardem, bestens bekannt als Serial-Killer in "No Country for Old Men": Als er als Priester hinterm Altar auftauchte, quietschte das Publikum vor ungläubigem Vergnügen.

Somit ging das erste Wochenende mit zwei großen Amerikanern mit gemischten Gefühlen zu Ende: Wo Paul Thomas Anderson begeisterte, sackte Terrence Malick völlig ab. Aber es bleibt immer noch Brian De Palma, um das kommende Wochenende zu retten.

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