US-Kinocharts: Johnny Depp liefert nächsten Flop

"Mortdecai - Der Teilzeitgauner" spielte nur rund vier Millionen Dollar ein. "American Sniper" führt weiter Kinocharts in Nordamerika an.

Das Soldatendrama "American Sniper" bleibt ganz vorne in den Kinocharts in Nordamerika.

Clint Eastwoods kontrovers diskutierter Kriegsfilm(siehe unten)spielte am Wochenende 64,4 Millionen Dollar (57,5 Millionen Euro) ein, wie der BranchendienstBoxoffice Mojo am Sonntag errechnete.

Jennifer Lopez meldet sich zwar mit "The Boy Next Door" zurück, kam aber mit 15 Millionen Dollar (13,40 Mio. Euro) nicht einmal auf ein Viertel der Einnahmen. Und Johnny Depp landete mit "Mortdecai - Der Teilzeitgauner" schon wieder einen Flop und nur auf Platz neun: mit gut vier Millionen Dollar in den USA und Kanada.

Chris Kyle ist der erfolgreichste Scharfschütze, der jemals in den US-Streitkräften gedient hat. Mehr als 160 verbriefte "Kills" gehen auf das Konto des "Snipers" - und machten ihn zum amerikanischen Helden: Kyle trat in zahlreichen Talkshows auf, seine 2012 erschienene Autobiografie "American Sniper" verkaufte sich 1,6 Millionen Mal. Anfang 2013 wurde Kyle nach seiner Rückkehr aus dem Irak von einem psychisch kranken Veteranen erschossen.

Nun nahm sich auch Alt-Regisseur Clint Eastwood dem Leben Kyles an. Basierend auf der Biografie, zeichnet Amerikas Spezialist für patriotisches Kino mit Anspruch Kyle als zerrissenen Helden. In der stärksten Szene des Trailers zu "American Sniper" (der Film kommt hierzulande am 27. Februar in die Kinos) zielt Kyle (gespielt von Bradley Cooper), auf ein kleines Kind, das im Begriff ist, die Panzerfaust eines gefallenen Aufständischen zu verwenden. "Bitte hebe es nicht auf", flüstert er nur. Ob er abdrückt oder nicht, löst der Trailer nicht auf. So oder so, die Kernfrage bleibt: Sind Berufskiller wirklich Helden und kann man sich damit brüsten mehr als 160 Menschen (laut den Aussagen Kyles waren es deutlich mehr) getötet zu haben?

Scharfe Kritik

"Scharfschützen sind keine Helden", kritisierte der Filmemacher Michael Moore auf Twitter. Sein Onkel sei im Zweiten Weltkrieg selbst von Scharfschützen getötet worden. "Wir dachten, Scharfschützen sind Feiglinge." Dass die Kritik von dieser Seite kommt, überrascht wenig. Moore ist seit Jahren dezidierter Kriegsgegner und als Linker generell nicht gut auf die republikanische Reichshälfte, zu der auch Clint Eastwood zählt, zu sprechen.

Doch er ist längst nicht der einzige, der sich an der heroisierenden Geschichte stößt. Der Film erinnere ihn an Nazi-Propaganda, sprang Seth Rogen ("The Interview") Moore zur Seite. Ein Vergleich, den er mittlerweile revidiert hat. Kritische Stimmen finden sich aber auch so zuhauf. DasNew York Magazine sprach von einem "Film, der als Platform für Republikaner diene". Und Linda West diagnostizierte imGuardian, "American Sniper" beschwöre eine "neokonservative Fantasie". Eastwood selbst hat sich übrigens stets gegen die Invasion im Irak ausgesprochen. Bei seiner vielgescholtenen "Leere Stuhl"-Rede während des US-Präsidentschaftswahlkampfs 2012 kritisierte er den Krieg in Afghanistan.

Verteidigt wird "American Sniper" ebenfalls von den üblichen Verdächtigen. Sarah Palin, die mit Kyle befreundet war, wandte sich in einem wütenden Facebook-Posting an die "Hollywood Leftists": "Ihr spuckt auf die Gräber der Freiheitskämpfer".

Heldenepos oder Antikriegsfilm? "American Sniper" lässt laut Spiegel.de letztlich beide Deutungen zu. "Er erzählt eine 'wahre Geschichte', aber nur so wahr, wie sie ins patriotische Drehbuch passt."

Unabhängig von der Kontroverse: Im gespaltenen Amerika des Barack Obama lief der Film vergangenes Wochenende so gut wie noch kein Film zuvor um diese Zeit in den amerikanischen Kinos an. Dazu kamen zuletzt sechs Oscarnominierungen, unter anderem für Hauptdarsteller Bradley Cooper.

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