Und was, wenn der Tojner-Turm doch nicht so schön sein sollte?

Einen Heumarkt gibt es nicht nur in Wien, sondern auch in Köln. Dort werden Bretter zum Schutz angebracht. Denn am 22. und 23. April findet im Maritim Hotel der Bundesparteitag der AfD statt.
Trenklers Tratsch: Eine Umfrage im Auftrag des Developers Michael Tojner zum Hochhaus-Projekt "Heumarkt Neu" regt zum Nachdenken und Zweifeln an.

Michael Tojner, der auf dem Gelände zwischen Konzerthaus und Intercontinental unter den Titel " Heumarkt Neu" mehrere massiv wirkende Neubauten errichten möchte, gab eine Umfrage in Auftrag. Das Ergebnis dürfte nach seinem Geschmack ausgefallen sein: 72,6 Prozent der 1000 Befragten würden "die Realisierung des Projekts, das unter anderem den Bau eines 66 Meter hohen Hochhauses sowie den Erhalt des Eislaufvereins vorsieht, befürworten".

Der Erhalt steht aber gar nicht zur Debatte. Der Eislaufverein wurde 1867, vor genau 150 Jahren, gegründet – und er betreibt seit mehr als 100 Jahren neben dem Konzerthaus eine Kunsteisbahn. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Verein die Eisbahn nicht mehr betreiben will. Schließlich hat er einen gültigen Pachtvertrag. Der Erhalt des Vereins muss daher nicht befürwortet werden.

Aber das Ergebnis ist supertoll: "Laut der Umfrage (…) befürworten knapp drei Viertel die Umgestaltung." Eigentlich dürfte man sich als Beobachter eine Presseaussendung erwarten. Oder zumindest eine Jubelmeldung von Daniela Enzi, der Projektverantwortlichen, auf der Heumarkt-Neu-Website. Doch der Auftraggeber stellte die Daten der Studie nur der APA zu Verfügung, die am 14. April um 12.01 Uhr die Meldung veröffentlichte. Um 12.55 Uhr stellte der Standard den APA-Bericht mit minimal verändertem Titel online. Und um 15.13 Uhr postete "Heumarkt Neu" den Link zur Standard-Meldung auf Facebook: "Laut der Umfrage (…) befürworten knapp drei Viertel die Umgestaltung." So einfach lässt sich etwas veredeln. Die meisten Facebook- und Standard-Poster bezweifeln die Ergebnisse dennoch. Mit gutem Grund.

Gegen Ende des Artikel heißt es, dass auch das Wahlverhalten abgefragt worden sei: "Die höchste Zustimmungsrate hat das Projekt unter den Grün-Wählern (85,5 Prozent)." Sollte das stimmen, könnte Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou als Projektbefürworterin ja unbesorgt sein. Denn dann endet die Urabstimmung unter den Wiener Grünen am Freitag mit einer kapitalen Niederlage der Gegner rund um Kultursprecher Wolfgang Zinggl.

Ihr Tratsch-Partner traut sich allerdings zu wetten, dass die Zustimmungsrate weit unter den 85,5 Prozent liegt. Und er stellt mit Genugtuung fest, dass sich mittlerweile viele Kommentatoren trauen, ihre Stimme gegen den Tojner-Turm mit Luxuswohnungen und 360-Grad-Blick auf Kosten aller anderen zu erheben. Andreas Unterberger, ehemaliger Chefredakteur der Presse, wettert auf seinem Blog unglaublich heftig gegen "Das Milliardengeschäft vom Heumarkt". Und Hans Rauscher schrieb unlängst im Standard: "Der Turm ist nicht schön." Beziehungsweise: "Der Turm ist ein Hammer."

Tojner hingegen meint, dass man die Schönheit des Projekts erst sehen werde, "wenn es da steht". Das Problem ist nur: Was wäre, wenn wir die Schönheit dann doch nicht sähen? Der Turm stünde unverrückbar.

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