„Und eigentlich war es gestern“

„Und eigentlich war es gestern“
Gerhard Jelinek spannt einen Bogen über die 1920er-Jahre.

Was haben die Einführung des Schillings, der Tod Lenins, der Hochverratsprozess gegen Hitler wegen eines gescheiterten Putschversuchs oder der Abgang von Richard Strauss als Staatsoperndirektor gemeinsam? 1924, das Jahr, in dem die genannten Beispiele sich ereigneten.

Gerhard Jelinek, Journalist, Autor und Dokumentarfilmer, hat diese und zahlreiche andere Geschehnisse unter dem schlichten Titel „1924“ zusammengetragen und aus den vielen, sehr unterschiedlichen Schlaglichtern ein buntes Bild jener Zeit gezeichnet. Die „fabelhaften Zwanziger“ nennt er sie – und versieht sie mit den Attributen „schneller, frecher, wilder“, auch wenn das gewiss auf viele der geschilderten Ereignisse, wie auch die oben genannten, nicht unbedingt zutrifft.

Faszinierend ist indes die Gleichzeitigkeit einer tatsächlich „frechen, wilden“ Umbruchs- und Aufbruchszeit und dem düsteren Dräuen der bevorstehenden Katastrophe(n) am Horizont. In bewährter Manier gelingt es dem Autor in kleinen, scheinbar nebensächlichen Details das große Ganze aufblitzen zu lassen.

Wie es am Ende des Buches heißt, wo aus einem Brief Schnitzlers an Hofmannsthal zitiert wird: „Nichts von alledem ahnten wir heute vor 30 Jahren. Und eigentlich war es gestern.“

„Und eigentlich war es gestern“

Gerhard Jelinek: „1924“, Amalthea, 256 Seiten, 28 Euro

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