Umjubelt: Rabenhof feierte Nöstlinger

Umjubelt: Rabenhof feierte Nöstlinger
Kritik: Im Rabenhof galt es der wunderbaren, unersetzlichen Christine Nöstlinger die Ehre zu erweisen und Ursula „Schnell ermittelt“ Strauss als verzweifelte Hausfrau zu beobachten.

Gaunz oam „Iba de gaunz oamen Leit“ nennt sich die Produktion (Regie: Anatole Sternberg), welche vor allem nicht gaunz so oame Leit in den dritten Wiener Hieb lockte. Das Haus nennt den mit 80 pausenlosen Minuten angenehm dichten Abend eine „Elektronikoper“, was zum Glück nicht stimmt. Der öfter gesprochene als gesungene Text besteht aus Gedichten von Christine Nöstlinger – und es ist atemberaubend, wie treffend und berührend ihre exakten, sarkastisch und doch liebevoll formulierten Menschenbeobachtungen auch aus dem Abstand vieler Jahre noch wirken.

In nur angedeuteten Spielszenen entwickeln sich aus dem Text vier Archetypen des Wiener Gemeindebaus: Die verhärmte Alte (von virtuoser, verzweifelter Bösartigkeit: Ingrid Burkhard), die ihren seelisch und körperlich verfetteten Sohn (zwischen drollig und ekelhaft: Gerald Votava) brutal bemuttert.

Der Gewalttätige, der in Wahrheit vor Frauen Angst hat (großartig böse und dabei sehr komisch: Christian Dolezal). Und die von Ursula Strauss sehr tragisch angelegte Frühversoffene, der das Leben davonrinnt.

Der Musiker Wolfgang Schlögl hat die Texte mit reduzierter, starker Musik zwischen Elektronik und Blues unterlegt und einige sehr gelungene Lieder montiert.

Am Ende gab es den ganz großen Jubel, er galt vor allem Christine Nöstlinger.

KURIER-Wertung: **** von *****

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