Üppige Karnevals-Klamotte an der Volksoper

Wenn auch die 50er-Jahre grüßen lassen: Jörg Schneider als tadelloser Caramello und Johanna Arrouas als hinreißende Ciboletta.
"Eine Nacht in Venedig" von Johann Strauß funktioniert an der Volksoper sehr gut.

Wie oft wurde der Wiener Volksoper vorgeworfen, dass sie in ihrer Kernkompetenz, dem Genre Operette, nicht reüssieren würde? Sehr, sehr oft. Mitunter auch durchaus zu Recht. Also geht das Haus am Gürtel auf Nummer sicher und macht Operette so, wie diese spätestens seit den 50er-Jahren des vorigen Jahrhunderts daherkommt. Als leicht verdauliches, einfach konsumierbares, vergnügliches Unterhaltungstheater.

Und warum auch nicht? Denn diese Rechnung geht zumindest bei „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß sehr gut auf. Das liegt auch an Regisseur Hinrich Horstkotte, der in Personalunion auch das Bühnenbild und die grellen Kostüme zu verantworten hat.

Ja, das von Strauß und seinen Librettisten beschworene Venedig zur Karnevalszeit lebt und gedeiht in dieser Neuinszenierung prächtig. Da gibt es Masken, Perücken, Wellen, Palazzi, einen schiefen Campanile, ein Unterwasser-Domizil für den so liebestollen Herzog – James Bond, „Der Spion, der mich liebte“, lässt grüßen. Sogar der „Weiße Hai“ und „Arielle, die Meerjungfrau“ schauen vorbei. Schöne Reminiszenzen an Richard Wagners Schwäne gibt es auch.

Eindrücke aus "Eine Nacht in Venedig"

Üppige Karnevals-Klamotte an der Volksoper

Barbara Pálffy/Volksoper Wien
Üppige Karnevals-Klamotte an der Volksoper

Volksoper…
Üppige Karnevals-Klamotte an der Volksoper

Volksoper…
Üppige Karnevals-Klamotte an der Volksoper

Volksoper…
Üppige Karnevals-Klamotte an der Volksoper

Volksoper…
Üppige Karnevals-Klamotte an der Volksoper

Volksoper…
Üppige Karnevals-Klamotte an der Volksoper

Volksoper…
Üppige Karnevals-Klamotte an der Volksoper

Volksoper…

Großer Bahnhof

Und irgendwie wartet man immer darauf, dass gleich Peter Alexander oder Marika Rökk ihren Auftritt haben. Ja, Horstkotte inszeniert eine Klamotte – und das macht er richtig gut. Nur etwas zu viel Personal ist mitunter auf der Bühne; Erotik ist in dieser hektischen Betriebsamkeit leider eher nebensächlich.

Egal, Horstkotte inszeniert klug, mit sicherer Hand und sehr konsequent; sogar die Turmfrisuren gehen sich irgendwie aus. Und das Haus am Gürtel kann mit dieser „Nacht“ gut leben – wenn die musikalische Seite so stimmt wie bei der Premiere.

Denn mit Alfred Eschwé steht ein Profi am Pult des bestens einstudierten, spielfreudigen Volksopernorchesters, der alle Melodien von Johann Strauß (Hits gibt es reichlich) hervorragend zum Klingen bringt. Eschwés Dirigat hat Witz, Schwung, Charme und Esprit. Und das Orchester verdient ein Sonderlob!

Auch die Sänger (man alterniert) überzeugen: Vincent Schirrmacher singt als cooler Popstar-Herzog großartig und holt sich jedes tenorale Bravo mühelos ab. Mara Mastalir macht aus der Fischerstochter Annina auch vokal eine echte Hauptrolle; Jörg Schneider ist ein köstlich-beleibter Caramello. Michael Havlicek zeigt, dass er als Pappacoda mehr als nur Spaghetti kochen kann. Ein Ereignis: Johanna Arrouas als von der Regie fast zu dämlich gezeichnete Ciboletta.

Die Senatoren (fein: Gerhard Ernst, Franz Suhrada) finden in Wolfgang Hübsch (großartig!) ihren komödiantischen Meister und in Sera Gösch, Regula Rosin, Susanne Litschauer sowie Martin Fischerauer gute Mitspieler.

Werk Uraufgeführt 1883 in Berlin. Horstkotte hat diese Fassung (nicht die Korngold-Bearbeitung) verwendet, die Hits sind aber da.

Inszenierung Stimmiges Unterhaltungstheater.

Dirigat Spritzig, mit Verve und Esprit.

Sänger Zwischen sehr gut und gut.

KURIER-Wertung:

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