Überall lauern Krebs und Spaghetti Bolognese

Überall lauern Krebs und Spaghetti Bolognese
Premiere: Glavinic’ "Das bin doch ich" im Wiener Rabenhof-Theater.

Eine bemerkenswerte neue Arbeit hat das Wiener Rabenhof-Theater im Programm: "Das bin doch ich", die Dramatisierung des gleichnamigen Erfolgsromans von Thomas Glavinic.

Überall lauern Krebs und Spaghetti Bolognese
Das Buch ist nahe an der Realität angesiedelte Satire: Glavinic spottet über die Wiener Kultur- und Literaturszene, vor allem aber über sich selbst. Er stellt sich als einen von Hypochondrie (der Hodenkrebs lauert überall) und anderen Ängsten geplagten Menschenfeind dar, den bereits der Anblick einer Spaghetti Bolognese essenden Frau seelisch aus dem Gleichgewicht bringen kann und der mit wachsendem Neid den Erfolg seines Freundes Daniel Kehlmann beobachtet. Und der am Tag nach dem Besäufnis mühsam zu rekonstruieren versucht, wie viele Spritzer er getrunken hat und wem er in trunkenem Zustand wohl peinliche Mails geschrieben haben könnte.

Aus dem Roman wurde ein Theaterstück (eingerichtet von Christian Dolezal und und Fabian Pfleger), das auch als Kabarettprogramm funktioniert, und umgekehrt. Vor allem im Rabenhof – der im Text eine wichtige Rolle spielt – wird das Stück mit brüllendem Lachen abgefeiert. Regie führte der Hausherr Thomas Gratzer.

Mindestens ebenso gut wie der Text ist der Darsteller, der nicht nur aus dem Fernsehen ("Die Schlawiner") bekannte Christian Dolezal. Im kargen, von Leuchtröhren dominierten, großartigen Bühnenbild des Fotografen Ingo Pertramer beweist er Wandlungsfähigkeit und staubtrockenen Witz. Alleine sein Gesicht, während er das Wort "Hodenkrebs" ausspricht, ist schon einen großen Lacher wert.

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