Es gibt auch vier neue Songs. In einem davon, in „Land in Sicht“, singen Sie, dass goldene Zeiten nicht weit sind, wenn wir zusammenstehen.
Das ist zum Anlauf nehmen in eine bessere Zukunft. Das waren auch viele meiner früheren Songs – das hab ich bei der Zusammenstellung von „Udopium“ gemerkt. Sie sind wie ein Rückspiegel, aber man kann diesen Spiegel auch nach vorne drehen. Zum Beispiel „Wozu sind Kriege da“: Irgendwann muss das doch allen Völkern und Staatschefs klar werden: Wenn sie das verbrecherisch hohe Budget einsparen, das in Kriege geballert wird, dass Menschen sterben, könnten sie die Welt ernähren. Oder man könnte es zum Abwenden der Klimakatastrophe verwenden, sonst müssen wir diesen Planeten der nächsten Generation als Müllhalde übergeben.
Wie hoffnungsvoll sind Sie, dass das bald passiert?
Ich würde glauben, dass es den Menschen jetzt doch immer klarer wird, wie dringlich der Klimaschutz ist. Auch wie rücksichtslos der Konsum für’s Wegschmeißen den Ländern der Dritten Welt gegenüber ist. Wir plündern sie aus und überlassen Länder wie Afrika sozialen Katastrophen. Es gibt viele gute Schriften dazu, wie man die Welt neu denken kann. Und ich glaube, dass gerade jetzt mit Corona und den Lieferengpässen in Folge der Pandemie vielen klar geworden ist, wie stark die Welt zusammenhängt, und dass wir die Probleme gesamtverantwortlich und weltregierungsmäßig lösen müssen. Dass zum Beispiel die Rezepturen für den Corona-Impfstoff irgendwann freigegeben werden müssen, dass der auch in den armen Ländern ankommt.
Vor fünf Jahren haben Sie sich noch sehr pessimistisch bezüglich Veränderungen geäußert. Was stimmt Sie jetzt so optimistisch?
Wir haben gesehen, dass „Fridays For Future“ ein Riesending war und sich so viele junge Leute für die Klimaziele einsetzen. Auch dass die „Black Lives Matter“-Bewegung so groß war und der neue US-Präsident Jo Biden – diese Dinge machen mir Mut.
In dem neuen Song „Wieder genauso“ sagen Sie, dass Sie geträumt haben, mit dem Tod einen Deal gemacht zu haben, dass er Ihnen noch ein paar Jahre gibt. Ein echter Traum?
Das ist halb Traum, halb Wachtraum. Ich wohne ja im Hotel Atlantic in Hamburg. Und in dieser Lockdown-Zeit war ich hier ganz alleine mit meiner Taschenlampe in diesen leeren Korridoren. Ich kam mir vor wie in „Shining“, diesem Film mit Jack Nicholson, dachte, da kommt ein Kind auf einem Dreirad aus einer halb offenen Tür. In dieser Atmosphäre war ich ganz auf mich selbst zurückgeworfen und da kommt dann schon auch mal der Tod um die Ecke. Aber der ist mir ja nicht fremd.
Wie meinen Sie das?
Er ist mir schon begegnet. In meiner experimentellen Drogenzeit, in meiner Berufstrinker-Zeit, war ich schon in Grenzregionen und mit Nahtod-Erfahrungen unterwegs. Ich war ein Erkenntnistrinker, habe wie so viele Kollegen über die richtigen Wirkstoffe Inspiration für neue Songs gesucht. Aber es ist alles gut gegangen. Den Club 27 habe ich ausgelassen, den Club 42 auch, ich wollte nicht wie Elvis abgehen. Und jetzt der 75er.
Wie werden Sie den feiern?
Die große Party machen wir erst, wenn wir wieder auf die Bühne können und die ganze Panikfamilie zusammenkommen kann. Im Moment nagen so viele meiner Freunde, die in Musik, Theater und Film tätig sind, am Existenzminimum und hängen in dieser schweineharten Situation total durch. Da wäre es absolut unangebracht, wenn ich als Jubel-Fredi durch die Gegend gehe und auf „Hoch die Tassen“ mache. Nein, der 17. Mai ist heuer ein Ehrentag für meine Eltern Hermine und Gustav, die diese eigenartige, sehr besondere Nachtigall mit Hut auf die Welt gebracht haben.
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