TV-Tipp: RTL zeigt "Moby Dick"

TV-Tipp: RTL zeigt "Moby Dick"
Kapitän Ahab geht wieder auf Wal-Fahrt. Ein Klassiker, neu verfilmt mit Oscar-Preisträger William Hurt. Sonntag, 20.15 Uhr auf RTL

Er kennt das Buch seit seiner Kindheit. Und der Roman, sagt er, sei für ihn "ein Heiligtum". Als William Hurt vor einiger Zeit von der Tele München Gruppe angeboten wurde, in deren Neuverfilmung des Klassikers den Kapitän Ahab zu geben, hat er "Moby Dick" gleich noch vier oder fünf Mal gelesen. Um ihn "wirklich zu verinnerlichen".

Denn, so der Oscar-Preisträger: "All die Details, die Beobachtungen, und wie Autor Herman Melville über das Leben dieser Ära erzählt, sind so überwältigend, man lernt die ganze Zeit, während man liest." So präpariert begab er sich ins kanadische Lunenburg, eine Hafenstadt bei Halifax und UNESCO-Kulturerbe, wo die Dreharbeiten stattfanden. Für Hurt eine Art Heimkommen, stand er hier doch schon 1986 für "Gottes vergessene Kinder" vor der Kamera.

Wahnsinn

"Die beste Zeit meines Lebens", schmunzelt er. "Die Menschen sind bodenständig und wahrhaftig und weit weg vom Großstadtwahnsinn. Das tut mir gut." Dass für den Ahab eine Portion Verrücktheit vielleicht von Vorteil ist, stellt Hurt in Abrede. Auch, weil die Lunenburger mehr über den Seemann, den er spielt, wüssten, als jeder Historiker: "Da muss man als Schauspieler am besten demütig sein und sagen: Erklärt mir, wie der Mann ist, den ich darstellen soll."

Anders jedenfalls als weiland Gregory Peck. Hurt gibt den Blick auf Ahabs Obsession, den weißen Wal, nur nach und nach frei. Er ist erst Vater der Crew, bevor er zu deren Albtraum wird. Er ist auch von Beginn des Films an da, kämpft mit seiner Beinprothese, wogegen Peck lange nur als Tock-tock-tock an Deck zu hören war. "Die Charakterisierung Ahabs als besessen oder zwanghaft ist mir zu billig", meint Hurt. "Er ist ein Spiegel seiner Zeit, seiner Kultur, seiner Gesellschaftsschicht. Er kennt die Bibel auswendig. Da spielt man nicht einfach einen Schurken oder jemanden mit Psychose."

Mit Hurt segelt eine illustre Schar an Stars in den Untergang: Ethan Hawke gibt den Ersten Offizier Starbuck, Charlie Cox den Ishmael. Ex-"Akte X"-Agentin Gillian Anderson spielt Ahabs Frau Elizabeth und Donald Sutherland den Dorfprediger. Als Seher Elijah ist "Hobbit" Billy Boyd zu sehen.

Der Stoff

"Nennt mich Ishmael", so beginnt eine der berühmtesten Ich-Erzählungen der Weltliteratur. Dabei war Herman Melvilles 1851 erschienener Roman "Moby Dick" gar kein guter Start gegönnt. Das Buch fiel in den USA erst einmal durch. Die dortigen Kritiker hatten Probleme damit, dass der Autor die von Queequeg gepflegte Naturreligion mit dem Christentum gleichsetzte. Erst in den 1920er-Jahren wurde die Fahrt des Walfängerschiffs Pequod - basierend auf eigenen Erfahrungen Melvilles - zum Publikumserfolg. 1926 folgte die erste Verfilmung mit John Barrymore als einbeinigem Kapitän Ahab. Vier weitere folgten, darunter jene mit Gregory Peck 1956 und ein TV-Film mit Patrick Stewart 1998.

"Moby Dick" hat Musiker und Kaffeesieder inspiriert: So gibt es von Led-Zeppelin- Schlagzeuger John Bonham ein 20-minütiges Solo gleichen Titels, das vom Kampf mit dem Wal inspiriert ist. Eine US-Kaffeehauskette nannte ihre Läden nach dem Ersten Offizier "Starbucks". US-Musiker Moby wählte seinen Künstlernamen nach dem Roman seines Ur-Ur-Großonkels Herman.

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