TV-Richterin Irmgard Griss: Gepuderte Perücken

Irmgrad Griss
TV-Kolumne: Eine ganz normale Talkshow, der die lächerliche Inszenierung im Weg stand - 91.000 sahen zu

Im Vorfeld hatte es geheißen, die neue Puls4-Sendung „Im Namen des Volkes“ (ziemlich anmaßender Titel für einen kleinen Fernsehsender und ein Sample von 500 Personen) solle eben keine Gerichtssaal-Show werden – und dann sprach man ständig von „Plädoyer“, „Zeugenstand“, „Kreuzverhör“, „Urteil“, „Verhandlung“. Es fehlte nur noch, dass jemand „Einspruch!“ brüllte und jemand anderer „Stattgegeben!“ und dass Irmgard Griss eine gepuderte Perücke trug.

Griss machte ihre Sache als Diskussionsleiterin gar nicht schlecht. Im Prinzip war die neue Sendung eine ganz normale (inhaltlich sehr spannende) Talkshow, der die lächerliche Inszenierung im Weg stand. Gerichtsverhandlungen finden statt, wenn jemand das Recht bricht, dann entscheiden Gerichte auf Basis von Gesetzen – und nicht, wenn man sich in einer gesellschaftlichen Frage (diesmal: Kopftuch) uneinig ist. Die Sendung war am Sonntag aber sowieso thematisch im Vakuum – das Thema des Abends waren die Wahlen in Frankreich.

Tweetbait: Die Tweets zur Griss-Show

Eine Kopftuchdebatte mit einer Doch-Nicht-Bundespräsidentin im Sonntagabendfernsehen: Da brummt Twitter natürlich, auch wenn blöderweise zeitgleich ein Volk wirklich in seinem eigenen Namen gesprochen hat und Frankreich die Aufmerksamkeit abzog (auch im Fernsehen: 91.000 sahen beim Urteil zu, die Show wollten sich 77.000 nicht entgehen lassen).

Aber doch: Die Tweets zur gestrigen Show waren...

... TV-historisch:

... verwundert:

... und prinzipiell vorsichtig:

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