Troja an der Burg: Der Zauber des Theaters

Troja an der Burg: Der Zauber des Theaters
Matthias Hartmanns Bühnenfassung des Trojanischen Krieges begeistert im Burg-Kasino trotz Überlänge.

Der letzte Satz dieses Abends lautet: "Es ist Zeit." Die Griechen kommen aus dem Pferd. Die Vernichtung Trojas kann beginnen.

In der Tat: Viereinhalb Stunden lang (zwei Pausen, über die sich vor allem der Würstelmann vor dem Kasino freut) haben wir miterlebt, wie Regisseur Hartmann und sein famoses Ensemble Geschichten und Motive von Homers "Ilias" aus dem Hut zauberten.

Darunter gleich drei Versionen von Helenas Entführung; die Geschichte mit Paris, den drei Göttinnen und dem Apfel; eine sehr blutige Schlacht, dirigiert von den Göttern, von den Helden mit dem Eifer von Schulbuben ausgeführt; den Tod von Patroklos und den Tod von Hektor (sehr ausführlich); das Schmollen und die Wut des Achilles; und interessanterweise den Tod des Achilles nicht; dafür aber detailverliebt die tragische Geschichte eines vergessenen griechischen Helden, des Agenten Sinon.

Pferdebau

Wir haben gesehen, wie die 17 Schauspieler die Flotte der Griechen mit 1186 Papierschiffchen nachbauen oder wie sie aus Schaumstoff-Quadern "Wetten, dass ..?"-verdächtig ein monumentales Pferd errichten – Leistungen, die zu Recht Szenen-Applaus bekommen.

Jetzt ist es kurz vor Mitternacht und wir sind erschöpft, aber glücklich. Hartmanns – eindeutig unfertige, monumentale Arbeit – entwickelt trotz kleiner Pannen einen Sog, dem sich ein Theaterfreund nicht entziehen kann.

Genauigkeitswahn

"Das Trojanische Pferd" ist als Stück grausam, wild, maßlos, zart (etwa im wunderbar gespielten Tod von Paris und Oinone) und auch sehr komisch (z. B., wenn Homers buchhalterischer Genauigkeitswahn parodiert wird). Und es ist vor allem eine Hommage an den Zauber des Theaters.

Ganz großer Jubel.

KURIER-Wertung: ***** von *****

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