Trent Reznors alte Liebe: Nine Inch Nails gastieren in Wien

US-Formation kommt am 9. Juni mit Songs des aktuellen Albums "Hesitation Marks" in die Stadthalle

Es war eine nicht immer einfache Beziehung: Trent Reznor, US-amerikanischer Charakterkopf des Industrial, hatte als Schaltzentrale seiner Band Nine Inch Nails schwierige Zeiten zu durchleben. Künstlerisch mit selbstzerstörerischer Attitüde liebäugelnd, kämpfte er jahrelang mit Depressionen und Drogenmissbrauch. Nun scheint alles vergessen, wovon man sich am 9. Juni in Wien überzeugen kann.

Dann gastieren die Nine Inch Nails, neben Reznor aktuell in der Besetzung Robin Finck (Gitarre), Alessandro Cortini (Keyboards) und Ilan Rubin (Schlagzeug), in der Stadthalle und haben auch ihr im Vorjahr veröffentlichtes Comeback-Album "Hestitation Marks" mit im Gepäck. Davor hatte sich Reznor von seinem Projekt, das ihm Mitte der 90er Jahre weltweiten Erfolg beschert hatte, kurze Zeit Abstand genommen. Stattdessen folgten Veröffentlichungen als How To Destroy Angels und Soundtrack-Arbeiten, wofür es auch einen Oscar ("The Social Network") gab.

Comeback

Aber so ganz hat wohl kein Fan an das Ende der Nine Inch Nails geglaubt. Schließlich folgte vor knapp einem Jahr die Ankündigung, dass ein neues Album im Kasten sei, womit die Rückkehr zur alten Liebe perfekt war. Die Arbeit an den anderen Projekten habe seine "Kreativität angefacht", wie Reznor damals wissen ließ. "Ich habe mich entschlossen, diese Energie zu nutzen, um Nine Inch Nails an einen neuen Ort zu führen."

Wirklich gelungen ist dieses Vorhaben allerdings nicht, zumindest wenn die Betonung auf "neu" liegt. Dennoch ist "Hesitation Marks", das insgesamt achte Studioalbum seit dem Debüt "Pretty Hate Machine" (1989), keine Enttäuschung geworden. Reznor, der seit Anfang der 2000er-Jahre einen einigermaßen gesunden Lebensstil zu pflegen scheint, beschreitet weiterhin konsequent seinen Weg der Verschmelzung von Lärmattacken und eingängigen Melodien. Auch wenn diese Gratwanderung früher zwingender, weil noch extremer klang.

Wirft man einen Blick auf die bisher bei dieser Tour in Europa gespielten Konzerte, so darf sich das Wiener Publikum jedenfalls auf eine Best-Of-Darbietung freuen. Von "March of the Pigs" über "Closer" bis zu "Hurt" wird Reznor wohl die Klassiker auspacken, aufgefettet um die stoischen Kopfnicker-Tracks der aktuellen Platte. Als passender Anheizer entführen Cold Cave in düstere Synthie-Landschaften.

Der KURIER war beim Europa-Tourauftakt in Mailand vergangenen Jahres dabei. Die Konzertkritik des beeindruckenden Abends finden Sie hier.

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