YouTube wurde mit "gestohlenen Inhalten" groß

Trent Reznor beschwert sich, dass YouTube durch "gestohlenen" Content groß wurde.

Das Popmusikbusiness ist so etwas wie das Testlabor der digitalen Revolution und ihrer Folgen: Die Branche wurde als erste mit dem Kundenwunsch nach umfassender Gratiskultur und dem Geschäftsmodell der digitalen Riesen wie Apple und Google konfrontiert.

Letzteres basiert auf Zerschlagung bestehender Strukturen: Sie bauen eine neue, einfache, praktische digitale Infrastruktur auf – etwa iTunes oder Google Music – und schneiden über diese an den Einnahmen mit. Kurz gesagt: Der Musikmarkt ist seit eineinhalb Jahrzehnten im Sturm. Die Musikverkäufe sind eingebrochen, die Firmen aus dem Silicon Valley haben sich einen guten Teil des verbliebenen Umsatzes geschnappt, und viele Menschen konsumieren Musik ausschließlich gratis.

Und zwar zu einem gewaltigen Ausmaß über YouTube. Gegen diese Google-eigene Plattform flackert nun erneut das Aufbegehren der Branche auf. "YouTube wurde auf gestohlenen Inhalten aufgebaut. Dadurch wurde es so groß", schimpfte etwa Trent Reznor, dessen Tirade Zustimmung auf Musikerseite und eine umfassende Entgegnung von YouTube nach sich zog.

Reznor, Frontman der Nine Inch Nails, hat seine Tirade aber noch erweitert, u .a. auf Streamingplattformen wie Spotify und Tidal, die über Gratiszugänge Kunden gewinnen – und selbst milliardenschwer werden: "Jedes Gratis-Angebot ist unfair", sagt Reznor. "Mein Werk und das meiner Kollegen sorgen für jene Zahlen, die diesen Plattformen einen großen Börsegang ermöglichen."

Und die Gratis-Angebote erschweren, so die Kritik einiger Musiker, den Aufbau kostenpflichtiger Dienste. Bei diesen ist die Vergütung der Musiker besser; auch bei den Diensten, die für den Nutzer gratis sind (wie YouTube) fällt oftmals etwas für die Musiker ab; sie bekommen für korrekt lizenzierte Musik einen kleinen Teil der Werbeeinnahmen. Nikki Sixx, Mitbegründer von Mötley Crüe, hatte zuletzt in einem offenen Brief an Google Proteste angedroht, sollten diese Zahlungen nicht erhöht werden. Auch die Ausschüttungen von Streamingdiensten wie Spotify werden von Musikern anhaltend als zu gering beklagt.

Insgesamt werden mit Vinyl-Schallplatten mehr Einnahmen für die Musiker lukriert als über YouTube. 30 Millionen Euro hat YouTube laut einer britischen Studie ausgeschüttet – als Ergebnis von 27 Milliarden (!) Videoabrufen im Jahr 2015.

"Nicht der Feind"

Google sieht das anders: "Die digitalen Angebote wie YouTube sind nicht der Feind", sagte eine Sprecherin. Wir arbeiten mit der Musikindustrie zusammen, um mehr Geld in die Hände der Musiker zu bringen." Insgesamt habe man bereits 2,6 Milliarden Euro ausgeschüttet. Den Vorwurf, dass der Content nicht lizenziert sei, wies YouTube zurück.

Patrick Carney von den Black Keys entgegnete, dass er in fünf Minuten 250 Songs auf YouTube finden könne, für die kein Musiker Geld erhalte. "Mindestens."

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