Trenklers Tratsch: Burgenländerwitz über das marode Lustspielhaus
Um den Sänger der „Strizzilieder“ muss man sich keine großen Sorgen machen. Adi Hirschal bleibt ja Intendant des Kultursommers Laxenburg und damit im warmen Schoß der Stadt Wien. Denn die dortige Betriebsgesellschaft ist ein Unternehmen der Wien Holding. Heuer hatte sich Hirschal uneigennützig wieder einmal mit der Hauptrolle besetzt – als Guru.
Als Chef des Wiener Lustspielhauses hingegen musste er sich nun verabschieden. Denn Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler wollte nicht weiter Steuergeld in das Theater buttern. Zumal, wie im Förderansuchen angemerkt wurde, „Reparaturen der Konstruktion“ und eine Renovierung der Dekorationen „bereits dringend erforderlich“ seien. Seinem Publikum richtete Hirschal nun aus: „Nach 18 erfolgreichen Jahren ist das Theater, wie so manch andere Unternehmung, dem Gespenst Corona zum Opfer gefallen.“ Oje! Aber „durch die entschlossene und wohlüberlegte Zusage“ des Landes Burgenland bleibe „uns“ das Lustspielhaus erhalten ...
Es stimmt: Das Land erwarb das Theater – „um einen symbolischen Euro“, wie es laut ORF „aus dem Büro von Landeshauptmann und Kulturreferent Hans Peter Doskozil (SPÖ)“ hieß. Es gehe darum, „das vom Wahlburgenländer Hirschal geschaffene Lustspielhaus“ vor der Zerstörung zu bewahren. Es werde „fachgerecht deponiert“, man prüfe „ohne Zeitdruck“, wie die „kulturell hochwertige“ Infrastruktur künftig verwendet werden könne. Das klingt wie ein Burgenländerwitz: „Dosko“ bezahlt für die Lagerung eines maroden Theaters, von dessen Holzbrettern der Lack abblättert, ohne zu wissen, was er damit tun soll ...
Und sorry, „geschaffen“ hat Hirschal das Lustspielhaus nicht. Das kann man in seiner Autobiografie „Da stimmt was nicht“ nachlesen. Ein gewisser Ernst Hoffmann, der „das ansehnliche Marketing-Budget“ der Fernwärme Wien verwaltet habe, hätte „sich während eines London-Aufenthalts in das Format des ,Globe Theatre‘ verliebt“ – und wollte ein wienerisches Pendant entwickeln. Und weil Hoffmann sein Fan gewesen sei, so Hirschal, hätte er „die fixe Idee“ gehabt, „mich zum Theaterdirektor zu machen“.
Aber: „Das Ausverhandeln des Vertrags mit Hoffmann gehörte zum Mühsamsten, was ich bis dahin erlebt hatte. Für ihn war ich bloß Galionsfigur, ich hingegen sah mich als Direktor eines neuen Theaters.“
Im Jahr 2003 suchte die Fernwärme Wien tatsächlich intensiveren Kontakt zu den Kunden in den Bezirken – über die Kultur. Daher schlug Hoffmann ein mobiles Theater vor. Und dieses wurde von der Fernwärme zur Gänze bezahlt. Das muss eine Summe von vielleicht 400.000 Euro gewesen sein. Die Kunden sollten es zum Sondertarif besuchen können – um 7,50 Euro. Daher finanzierte die Fernwärme auch die Produktionen mit.
Aber es gab schon bald großen Knatsch. Denn die Gehaltsvorstellungen von Hirschal waren exorbitant hoch: ein sattes Jahressalär für sechs Wochen Spielzeit, Auftrittsgage natürlich extra. Aber Freundschaft zahlt sich aus, der Schauspieler brachte seine Forderungen durch. Von der Grundidee, an mehreren Orten zu spielen, wollte er nach drei Saisonen nichts mehr wissen. Dafür reichte eben das Geld nicht.
Der Fernwärme Wien wurde die Geschichte zu heiß, sie zog sich enttäuscht zurück – und überließ dem Verein (Obmann: Adolf Hirschal) das Theater. Das Kulturamt musste finanziell einspringen. Der damalige Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) gewährte hohe Subventionen – an der Theaterjury vorbei, die dem nie zugestimmt hätte. Und die Wien Holding betätigte sich großzügig als Sponsor. Aus Freundschaft.
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