Trauer über den Tod des Filmemachers Peter Kern

Der Wiener Regisseur und Schauspieler Peter Kern verstarb 66-jährig nach langer, schwerer Krankheit.
Es herrscht Betroffenheit über den Tod des Wiener Schauspielers und Regisseurs Peter Kern.

Mit großer Betroffenheit reagiert die heimische Kulturszene auf den Tod des Wiener Schauspielers und Regisseurs Peter Kern. Dieser war Mittwochmorgen 66-jährig gestorben. Mit ihm verlasse "einer der ganz Großen die Bühne des österreichischen Filmes", erwies ihm etwa Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) die Ehre. Im Österreichischen Filminstitut äußerte man sich ebenfalls betroffen: "Er war einer der Letzten seiner Generation, ein kompromissloser Filmemacher, besessen und beseelt vom Kino", so Roland Teichmann.

Auch die Filmemacher Veronika Franz und Severin Fiala, die den intimen Porträtfilm "Kern" gedreht hatten, verabschiedeten sich mit innigen Worten: "Einmal hast du die Frage in die Runde geworfen, wie jeder von uns begraben werden möchte? Wir erinnern uns nicht mehr an deine genaue Antwort. Aber wir wissen, du hast von einem Vogel gesprochen, der jeden deiner Knochen in die Luft tragen und an verschiedenen Orten der Welt wieder ablegen solle. Du wolltest am letzten Weg noch fliegen."

Bilder aus der Karrie von Peter Kern

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Kopie von WIE11
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Peter Kern

Peter Kern hasste es, wenn man ihn einen „Underground“-Filmemacher nannte. Oder einen „Trash“-Regisseur. Oder gar einen „letzten Rebellen“ der Filmkunst. Er sei nichts von all dem, sagte er einmal in einem KURIER-Interview: Er lehne es ab, in eine Schublade zu springen – „weil ich erstens zu fett bin, zweiten mich weigere und drittens den Leuten auf den Fuß trete.“

Peter Kern war Filmregisseur und Schauspieler, Essayist und Autor, Talkshowgast und Ex-Sängerknabe. So konnte schon einmal passieren, dass Kern mitten in einem Interview plötzlich in fröhlichen Gesang ausbrach.

Kern küsste Leonard Bernstein, spielte mit Rainer Werner Fassbinder und drehte mit Helmut Berger fiebrige No-Budget-Filme. Und: Kern war ein echter Wiener. Schmelzend erzählt er in dem intimen Porträt-Film „Kern“ von Veronika Franz und Severin Fiala von seiner Kindheit im 2. Bezirk, von den beeindruckenden Oberweiten der Bordellbesitzerin und seiner Faszination mit Marika Rökk im Kino.

Einer, der sich das Herz herausreißt

Er selbst bezeichnete sich als einen Geschichtenerzähler, als einen, „der sich sein Herz herausreißt, um den Leuten zu zeigen, wie wir in dieser Welt gequält werden.“ Für Menschen am Rande der Gesellschaft interessiere er sich, „und nicht für das Schicksal von Immobilienmaklern“. Die Niederungen des österreichischen Alltagsrassismus kommen dabei genauso ins Visier wie Kulturkritiker.

Kern machte No-Budget-Filme und Low-Budget-Filme: Krass, grell, zärtlich, melodramatisch, manchmal auch pornografische – wie seine letzte, krönende Arbeit, die elegante Thriller-Kolportage „Der letzte Sommer der Reichen“.

Er konnte sich endlos über (österreichische) Kulturpolitik ärgern, den Niedergang einer auf Quoten getrimmten Theaterlandschaft oder die Verblödung des öffentlichen Fernsehens.

Aber sein Hauptthema war immer, wie er selbst sagte, die Liebe. Sein Kino sei „spontan, ehrlich, arm und tränenreich.“ Kern war eine Ausnahmeerscheinung des österreichischen Kinos. Nach Angaben der Süddeutschen Zeitung ist er nach schwerer Krankheit verstorben.

Peter Kern, ein freier Geist und Gefangener im Körper, ist nach monatelanger Krankheit 66jährig gestorben.Wir sind sehr traurig, Peter. Wir konnten uns nicht mehr verabschieden.

In einem deiner letzten Texte hast du geschrieben: "Was bleibt, ist ein kleines Gefühl, mich für einen Moment geliebt zu haben." Auch wir haben dich geliebt, Peter, aber es war schwierig, dich zu lieben. Du hast die Welt umarmt und die Welt gleichzeitig weggestoßen.

Für unsere Doku über dich haben wir dich zwei Jahre lang begleitet. Du warst rastlos einfallsreich. Ideen, Bilder, Sätze sind dir zugeflogen. In der Zeit, in der wir diesen einen Film über dich mit dir gedreht haben, hast du selbst gleich drei erdacht, geschrieben, gemacht. Du warst ein Ungeduldiger, ein Brennender, ein Zorniger und am Ende schon ein wenig müde dieses ewigen einzelgängerischen Kampfes, deine schönen Filme auch ins Kino zu bringen.

Für unseren Film über dich haben wir oft Deine Filme geschaut - mit Dir. Wir haben deine Geschichten gehört, du hast für uns mit den Toten deiner Vergangenheit telefoniert. Auch das haben wir aufgenommen. Wir haben mit Dir gelacht und mit Dir gestritten. Wir haben dich provoziert und uns provozieren lassen. Du hast uns angeschrien, wir haben trotzig zurück geschwiegen. Wir haben geweint. Dann haben wir wieder gemeinsam Schinkenfleckerl aufgetaut und Schnittlauch geschnitten. „Wenn das Unglück nicht so schmecken tät’“, hast du gesagt.

Viele Abende und doch zu wenige haben wir mit deinen und unseren Freunden Markus, Thomas und Christoph im Beograd gesessen, gegessen, getrunken, gesungen. Einmal hast du die Frage in die Runde geworfen, wie jeder von uns begraben werden möchte?

Wir erinnern uns nicht mehr an deine genaue Antwort. Aber wir wissen, du hast von einem Vogel gesprochen, der jeden deiner Knochen in die Luft tragen und an verschiedenen Orten der Welt wieder ablegen solle. Du wolltest am letzten Weg noch fliegen.

Wir durften auch mit dir fliegen, wir haben mit dir getanzt, du hast im Sitzen getanzt. Denn du konntest auch im Sitzen fliegen. „Stand by me“, das spielen wir für Dich, Peter.

Veronika Franz und Severin Fiala

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