Tränen für J.K. Rowling in London

Tränen für J.K. Rowling in London
Die "Harry Potter"-Schriftstellerin stellte ihren ersten Erwachsenenroman "Ein plötzlicher Todesfall" persönlich in London vor.

Was ist passiert, wenn erwachsene Menschen am Ende einer Lesung über ein Buch gebeugt auf dem Boden hocken und laut weinen? Autorin Joanne K. Rowling hat ihr erstes Buch nach "Harry Potter" herausgebracht. Zwar bekam ihr Erwachsenenroman "Ein plötzlicher Todesfall" am Donnerstag in den ersten Stunden nach seinem Erscheinen weltweit gemischte Kritiken. Im Londoner Southbank Centre allerdings schlug der 47-Jährigen am Abend nichts als Zuneigung entgegen. Und es flossen Tränen. Ein paar davon waren ihre eigenen.

   Die medienscheue Britin hatte genau eine Veranstaltung angesetzt, um ihr Buch zu präsentieren. Die war vor allem für Fans gedacht, die die Karten günstig kaufen konnten. Fragen von Journalisten umging sie weitgehend, indem sie vor der Veröffentlichung nur einige ausgewählte Interviews gab. Die Fans aber durften sie gut eine halbe Stunde lang löchern.

   Vorher aber las sie aus ihrem neuen Roman - und das wirkte teilweise befremdlich, ein bisschen verwirrend. Wenn ihre sanfte, helle Stimme erklingt, sind eigentlich Textzeilen für Kinder oder zumindest Jugendliche zu hören. Dass sie plötzlich realistische, sozialkritische Szenen beschreibt und gepfefferte Schimpfwörter vorliest, ist gewöhnungsbedürftig.

"Sprache wird etwas härter"

Und das so sehr, dass im Fluch-bewussten Großbritannien nur der Teil der Lesung im Live-Stream im Internet übertragen wurde, der eindeutig Jugendfreie Dialoge enthielt. "Ab jetzt wird die Sprache etwas härter", kündigte Literaturkritiker Mark Lawson an, der durch den Abend führte. Dann gab es eine Pause, damit Kinder den Saal verlassen konnten.

   Für Rowling selber allerdings scheint das Ganze deutlich selbstverständlicher als für den Rest der Welt. Sie habe schon vor Harry Potter für Erwachsene geschrieben und ihre "Stimme für Erwachsene" schon gefunden. "Es ist auf eine Weise sehr befreiend, andererseits aber auch schwierig", sagte sie.

   Rowling ist bekannt dafür, dass sie der Öffentlichkeit so gut es geht fern bleibt. Auch im Southbank Centre zieht sie sich nervös ihr schwarzes Kleid über die Knie, blickt ein bisschen schüchtern um sich herum. Die super-hohen Absatzschuhe wirken, als sollten sie ihr eine Extra-Portion Selbstbewusstsein verabreichen. Um ihre Fans allerdings kümmert sie sich rührend, nimmt Geschenke entgegen, antwortet voller Ernsthaftigkeit auf Fragen von Nachwuchsautoren. Sie selbst könne jetzt erst mal keine Kritiken lesen, beteuert sie noch.

   Der Druck auf Rowling, nach Potter einen neuen Bestseller zu liefern, ist enorm. Dabei sind die Themen, denen sie sich widmet, gar nicht so furchtbar anders. Teenager, Religion und vor allem die Beschäftigung mit dem Tod - das seien Elemente, die sie sowohl in den "Potter"-Büchern als auch in "Ein plötzlicher Todesfall" umgetrieben hätten, erklärt sie. Wie gut ihre Version der Sozialkritik ankommen wird, bleibt abzuwarten. Ihr nächstes Buch allerdings dürfte wohl wieder eines für Kinder werden - auch, wenn sie sich hütet, das klar zu sagen. "Ich habe ein weiteres Buch für Kinder angefangen, und es ist immer noch halb geschrieben."

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