Sphärenartige Klänge erfüllen den hell erleuchteten Stephansdom. Vor dem Altar die ersten Geigen, dahinter zwei Harfen, flankiert von den Blechbläsern. Die Musiker der Wiener Symphoniker sind für die Uraufführung von Klaus Langs „tönendes licht. für orgel und räumlich verteiltes orchester“ mit dem Dirigenten Peter Rundel und dem Organisten Wolfgang Kogert in den Gängen des Kirchenschiffs platziert.
Pandemie-bedingt darf Wien modern sein Auftragswerk dem Publikum nur per Stream vorstellen, doch wenige Journalisten waren geladen, der KURIER war dabei. Anstatt der Pressekarte gab’s einen Covid-Schnelltest. Was Bernhard Günther, Intendant des Festivals für Neue Musik, hier an einer kleinen Gruppe vorzeigt, empfiehlt sich als möglicher Weg für die Fortsetzung des Spielbetriebs an allen Häusern.
Makellose Maßarbeit
Langs Musik aber mutet an, als würde sie nichts von jedwedem Ungemach wissen wollen. Sie berührt in makelloser Schönheit. Das ist Maßarbeit pur. Wenn sich die Töne in der Kathedrale Bahn brechen, von allen Seiten ineinander übergehen, mag das zuweilen an das erinnern, was man in der Schule vom „Goldenen Schnitt“ gelernt hat. Da hat jeder Ton seinen Platz, etwa wenn Streicher und Schlaginstrumente präzise ihr Klangnetz spinnen.
Da wird hörbar, warum dieser Komponist zu den spannendsten Tonsetzern der Gegenwart zählt. Man wähnt zu schreiten im weiten weichen Meer dieser Klänge wie Parsifal und Gurnemanz bei Wagner, nur bei Lang gilt: zum Raum wird hier die Musik.
TIPP: Nachzuhören im Stream auf www.wienmodern.at; Ö1 bringt einen Mitschnitt am 24. 11. um 23 Uhr
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