"Ich kann am besten schreiben, wenn ich deprimiert bin"

Thomas und Tom (Turbo): Das kuriose, sprechende Fahrrad ist ab Freitag auch im Kino zu bewundern
Eine Million "Tom Turbo"-Bücher wurden allein im deutschsprachigen Raum verkauft. Nun kommt der Buch- und TV-Erfolg ins Kino.

Schmal sieht Thomas Brezina aus, schmal und müde: Ist er doch seit einer Woche auf Promotion-Tour für „Tom Turbo von 0 auf 111“ quer durch Österreich unterwegs. Dass der Kinofilm (ab Freitag im Kino) über die Zwillinge Karo und Klaro und das Fahrrad Tom Turbo auf Spur kommt, ist ihm ein Anliegen.

KURIER: Ist der Kinofilm die logische Fortsetzung der TV-­Erfolgsserie?

Thomas Brezina: Tom Turbo ist heuer 20 Jahre alt geworden. Und wenn eine Fernsehserie 20 Jahre läuft, dann ist das schon sensationell. Zu diesem Jubiläum war es ein Wunsch von mir, dass die „Tom Turbo“-Bücher neu herauskommen – dass sie neu illustriert werden, frischer und moderner. Das Zweite war, dass ich gefragt worden bin, ob ich mir einen Film vorstellen könnte. Ich habe überlegt, was daran besonders sein könnte, damit er nicht wie eine aufgeblasene TV-Serie daherkommt. So kam ich auf die Idee zu erzählen, wie Tom Turbo zum Leben erwacht ist.

Wie bei all Ihren Projekten waren Sie mit vollem Engagement dabei.
Ja, das war ich. Ich habe das Drehbuch geschrieben, mitgespielt und mitgecastet. Es hatten sich über 400 Kinder gemeldet. Auch sonst haben wir tolle Leute gekriegt: Andrea Eckert, Brigitte Kren und Manuel Witting, Peter Zeitlinger als Kameramann.

„Tom Turbo“ war weltweit so ein großer Erfolg – bis hin nach China und Russland –, dass Sie eigentlich gar nichts mehr machen müssten. Fühlen Sie sich befreit von jedem Druck?
Von Erfolgsdruck habe ich mich schon lange befreit. Ich konzentriere mich ausschließlich auf die Geschichte, die ich im Moment schreibe. Ich lasse mich nicht unter Druck setzen und ich selber setze auch alles daran, mich nicht unter Druck zu setzen. Nur wenn ich aus Freude schaffe, bringt das Produkt auch die Energie, die der Leser oder Zuschauer am Ende des Tages auch spürt. Das Kreative ist am wichtigsten, Erfolg folgt. Ich bin unendlich dankbar dafür, mir aussuchen zu können, was ich machen will.

Können Sie Ihre positiven Geschichten auch schreiben, wenn es Ihnen nicht gut geht?
Ja natürlich. Ich habe schon Bücher geschrieben, als ich sehr niedergeschlagen war. Ganz im Gegenteil: Es ist eine der faszinierendsten Sachen überhaupt, die ich in meinem Leben gelernt habe, dass ich am besten schreiben kann, wenn ich deprimiert bin. Das ist ja vielen Schriftstellern so passiert oder Malern. Da öffnen sich ganz andere Kanäle in einem. Oft denke ich am Ende eines Buchs: Gott, ist das schrecklich, was du da geschrieben hast und dann gefällt es aber den Lektoren. Und ein Jahr später, wenn das Buch erscheint und ich es zur Hand nehme und lese, denke ich mir: Das kann doch nicht ich geschrieben haben.

Könnte man sagen, bei reflektierten Menschen bleiben immer Zweifel?
Absolut. Der Zweifel bleibt immer bestehen und er ist wohl auch eine große Triebfeder. Jeder glaubt immer, wenn man Erfolg hat, dann ist man ganz stark. Das ist aber nicht so. Ich lese so viele Künstlerbiografien und keine einzige dieser Persönlichkeiten hat jemals gesagt: Da hab’ ich mich hingesetzt und wusste, das wird gut. Die Triebfeder ist, sich zu verbessern. Ein Leben lang neugierig zu bleiben. Bis zum letzten Atemzug.

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