Theatermacher Claus Peymann: "Ich habe Angst vor dem Tod ..."

Theatermacher Claus Peymann: "Ich habe Angst vor dem Tod ..."
"... aber vor allem andern nicht": Peymann über die Korruptheit der Politik, die Liebe der Österreicher zu ihm und den Tod

Der 84-jährige Theatermacher möchte auf dem Weg zum Interview im Theater in der Josefstadt unbedingt über die Bühne gehen – so eine Gelegenheit lässt er nicht aus.

KURIER: Sie inszenieren Ionescos „Der König stirbt“. Was fasziniert Sie an diesem Autor?

Claus Peymann: In der heutigen sozialen und politischen Weltlage ist das absurde Theater für mich die einzige Möglichkeit, auf unsere Gegenwart zu reagieren. Wir leben in einer Welt, in der Politiker käuflich und korrupt sein können, ohne moralischen Kompass – und trotzdem große Erfolge bei den Wählern haben. Darauf kann man mit Logik nicht mehr antworten, es verschlägt einem buchstäblich die Sprache. Die Dichter des absurden Theaters hatten recht: Das einzig Wahre heute ist die Absurdität. Und da ist Ionesco das beste Beispiel, wie man auf den Wahnsinn der Gesellschaft mit dem Wahnsinn der Bühne antwortet: mit dem Lachen der Verzweiflung. Das ist die eine Möglichkeit.

Und die andere?

Man wütet drauflos oder wird zum Zyniker wie Castorf, mit dem ich ja feindlich befreundet bin. Sie werden lachen, so unterschiedlich wir auch sind: Wir mögen und schätzen uns. Aber die sechs Stunden Theater – drunter macht er’s ja kaum –, die er uns immer abliefert, die locken mich nur noch selten aus dem Haus. Entweder man kotzt die Bude voll – oder man lacht über alles, wie die Autoren des Absurden. Und ich habe mich fürs Lachen entschieden.

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