Über Ruth Walz weiß man recht wenig, sie agiert eben hinter der Kamera, und auch die Ausstellung offenbart nicht viel von ihr. 1967 schoss sie ihr erstes Theaterfoto mit einer Hasselblad – „eingefangen wie ein wildes Tier“. Sie erlernte das Handwerk, wirkte am Film „Bambule“ der späteren RAF-Terroristin Ulrike Meinhof mit, ab 1976 war sie Hausfotografin an der Berliner Schaubühne. Sie begleitete alle wichtigen Produktionen, arbeitete mit Luc Bondy, Robert Wilson, Andrea Breth und so weiter. Seit 1990 ist sie freie Fotografin, oft engagiert von den Salzburger Festspielen.
Die Inszenierung im Rupertinum (gehört zum Museum der Moderne) mit dem Titel „Vorhang auf!“ ist an sich logisch aufgebaut. Doch den Eingang muss man erst einmal finden! Wer im zweiten Stock aus dem Lift tritt, sieht vis-a-vis eine einladende Tür – und steht dann plötzlich in einem Raum, der zur Gänze Bruno Ganz gewidmet ist. Er hat schon seine Berechtigung. Denn Ruth Walz war seine Lebensgefährtin – bis zum Tod des Schweizer Schauspielers 2019. Man sieht Bruno Ganz in vielen Rollen, man sieht viele Porträts in allen Lebensaltern. Und wenn man genau schaut, erkennt man sie auf einem Bild – allerdings nur von hinten, festgehalten von Monika Ritterhaus: Sie fotografiert gerade Bruno Ganz mit Krücken am Straßenrand.
Vorhang als Ouvertüre
Eigentlich hätte man nach dem Aussteigen aus dem Lift zweimal nach links abbiegen müssen: Im ersten Raum – als Ouvertüre – geht es ausschließlich um den Vorhang und seine „Rolle“: Er verbirgt etwas, er flattert malerisch, dient als Projektionsfläche. Ziemlich cool ist die Sicht auf Salzburg aus der Kirchturmperspektive: Der geschlossene Vorhang der „Jedermann“-Produktion auf dem Domplatz 2018 ist ein mächtiger, weißer Balken – und damit fast ein Fremdkörper in der von der Festung bekrönten, feinziselierten Altstadt.
Im Anschluss daran werden Salzburger Festspielproduktionen miteinander in Beziehung gesetzt, darunter die „Salome“-Inszenierungen aus 1992 und 2018 oder die Umsetzungen von „Herzog Blaubarts Burg“ aus 1995 und 2022. Da zeigen sich gravierende Unterschiede – etwa in der Wahl der Mittel. Kontrastreiche Silbergelatine-Abzüge, die besonders zu faszinieren vermögen, prallen auf nuancenreiche Farbfotos. Man erfährt, dass Ruth Walz sich immer äußerst gründlich vorbereitet; Ruth Berlau, Bertolt Brechts Fotografin, soll ihr geraten haben, jede Inszenierung möglichst detailliert zu dokumentieren, damit man später aus den Bildern das Stück rekonstruieren könne.
Die Schau geht im dritten Stock weiter und endet – ein netter Clou – mit einem Theatervorhang. Trotz der vielen prominenten Regisseure, Autoren und Schauspieler, denen man en passant begegnet, schwebt Bruno Ganz über dem Ganzen. Auch deshalb, weil man den weithin hörbaren 58-Sekunden-Loop mit seiner Stimme aus der „Prometheus, gefesselt“-Produktion nicht aus dem Ohr bekommt: „Freiwillig! Freiwillig geh’ ich den Weg!“
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