Robert Carsen über Agrippina: "Heutiges Meisterwerk"

Robert Carsen
Robert Carsen inszeniert im Theater an der Wien.

Zugegeben: Wirklich populär ist Georg Friedrich Händels Oper "Agrippina" nie geworden. Das aber soll sich nun ein wenig ändern. Denn für das Theater an der Wien setzt Regisseur Robert Carsen dieses 1709 in Venedig uraufgeführte Werk (zu sehen ab heute) in Szene. ",Agrippina", so Carsen im KURIER-Gespräch, ist ein Meisterwerk und noch dazu ein ziemlich heutiges."

Intrigen

Macht, Liebe und Intrigen stehen im Zentrum, will doch die ehrgeizige Titelheldin ihren Sohn Nero unbedingt zum Kaiser von Rom machen. Die (falsche) Nachricht vom Tod des regierenden Kaisers Claudio, der nebenbei Agrippinas Mann ist, führt zu Irrungen und Wirrungen, an denen auch eine gewisse Poppea beteiligt ist.

"Es geht um Macht und um die Frage,wie man an diese kommt und sie dann auch behält", sagt der gebürtige Kanadier Carsen, der an der Wien bereits für viele spektakuläre Produktionen (Rameaus "Platée", Poulencs "Dialogues des Carmélites") verantwortlich war.

Händels historisch nicht ganz korrekte Oper sieht Carsen als "eine Art Satyrspiel". "Im Grunde haben wir eine Frau, die regieren will, und ganz viele Männer, die zumindest anfangs so gar kein gesteigertes Interesse an der Macht haben. Es gibt Intriganten, verhinderte Liebesgeschichten und zutiefst menschliche Befindlichkeiten – und auch musikalisch schöpft Händel hier aus dem Vollen."

Gekürzt

Die Rezitative hat Carsen bewusst gekürzt, denn "wir kämen sonst auf eine Gesamtspieldauer von mehr als fünf Stunden, die dem Publikum so nicht zumutbar ist".

Der Regisseur selbst hat "Agrippina" noch nie auf einer Bühne gesehen. "Das hat den Vorteil, dass ich viel freier an meine Inszenierung herangehen kann. Ich hoffe, dass es uns gelingt, aus demWerk ein buntes, heutiges Spektakel zu machen, das vor allem sehr viel Spaß bereitet. Denn Händel beweist auch in seiner Musik überaus viel Humor. Diese Mischung aus Arien, Duetten, Lamenti, großen, fast pathetisch aufgeladenen Szenen, die im selben Moment konterkariert werden, finde ich reizvoll."

Flemings Abschied

Im Theater an der Wien wird Carsen auch in der nächsten Saison eine neue Arbeit präsentieren. Zuvor aber kommen Engagements an der Mailänder Scala sowie am Royal Opera House Covent Garden in London bzw. an der New Yorker Met.

"Für diese beiden Häuser mache ich eine Neuproduktion des ,Rosenkavalier’ von Richard Strauss – quasi als Farewell-Aufführung für Renée Fleming, die sich als Marschallin von der Bühne verabschieden wird. Und nach so viel Ernsthaftigkeit kommt mit dem Musical ,Singin’ in the Rain’ wieder etwas Leichteres, das in Wahrheit aber fast noch schwieriger umzusetzen ist."

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