Premiere im März: AGRIPPINA

Premiere im März: AGRIPPINA
Dirigent Thomas Hengelbrock im Gespräch über die amouröse Opera seria von Georg Friedrich Händel.

Georg Friedrich Händel brach 1706 mit 21 Jahren nach vier erfolgreichen Saisonen in Hamburg zu einer vierjährigen Studienreise durch Italien auf, um sich mit jener Musik zu beschäftigen, die „auf dem Theater einen so großen Eindruck hervorbringen könne“. Für das Teatro San Giovanni Grisostomo in Venedig komponierte er während dieser Reise die Opera seria Agrippina.

Zum ersten Mal übernimmt Thomas Hengelbrock die musikalische Leitung einer szenischen Produktion im Theater an der Wien, die Inszenierung stammt von Robert Carsen.

In jungen Jahren brach Händel, wohl auf eigene Kosten, zu einer mehrjährigen, damals beschwerlichen Italienreise auf. Welchen Einfluss hatte Italien als Mutterland der Oper auf die Komponisten nördlich der Alpen?

Wie alle Komponisten des Barock war Händel Italienaffin, nur haben nicht alle die Gelegenheit und das Geld gehabt, nach Italien zu reisen. Bach und Telemann etwa waren nie in Italien, weil sie aufgrund ihrer beruflichen und familiären Verpflichtungen gebunden waren. Aber alle Komponisten dieser Epoche haben sich intensiv mit italienischer und auch französischer Musik auseinandergesetzt.

Häufig schrieb Händel seine besten Werke, wenn der Druck auf ihn am größten war. Venedig war damals eine kulturelle und politische Weltstadt. Wie ging der junge Händel damit um?

Venedig war die Opernhauptstadt dieser Tage, in der unglaubliche Werke entstanden sind. Bei Monteverdi beginnt die Entwicklung der venezianischen Opernhäuser und diese extreme Herausforderung scheint Händel befruchtet zu haben. Diese Situation merkt man Agrippina an, die ein expressives, phantasievolles Werk voller Temperament ist. Im Vergleich zu späteren Händelopern enthält es vielleicht weniger bekannte Hits wie beispielsweise Serse mit „Ombra mai fu“, aber als Gesamtkomposition ist Agrippina unglaublich stringent.

In London konnte Händel zum Höhepunkt seiner Karriere mit seinem eigenen Ensemble arbeiten, Agrippina musste er noch für ein in Venedig vorhandenes Ensemble komponieren. Sie leiten im Theater an der Wien das von ihnen gegründete Balthasar-Neumann-Ensemble, folgen Sie der Besetzung der venezianischen Aufführungen?

Wir besetzen größer, als es bei der Uraufführung in Venedig geschehen ist. Nach allem, was wir wissen, gab es damals nur für wenige Festaufführungen groß besetzte Orchester. Wir finden, dass auch diese Produktion eine Festaufführung sein darf. Das Theater an der Wien ist natürlich auch größer als das Theater der Familie Grimani, in dem die Uraufführung stattfand. Mir persönlich gefällt es zudem, bei Aufführungen die Möglichkeit zu haben, zu registrieren und mit vielen Klangfarben arbeiten zu können.

Das gesamte Interviewgespräch mit Thomas Hengelbrock können Sie im aktuellen Theatermagazin STAGIONE nachlesen:
https://issuu.com/theateranderwien/docs/stagione4-2016

PREMIERE: 18.3.2016
Aufführungen: 20./ 22./ 29./ 31. März, 2. April 2016, 19.00 Uhr
Einführungsmatinee: Sonntag, 13. März 2016, 11.00 Uhr
Karten bei Wien-Ticket: +43 1 588 85
Online: www.theater-wien.at

Entgeltliche Einschaltung

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