The xx in Wien: Trance und Melancholie

Donnerstag trat die Alternative-Band in der Wiener Marx Halle auf.

Die Indie-Band The xx komme zum Konzert in der Wiener Marx Halle! Als das bekannt wurde, war klar, dass das zwei Seiten hat: Einerseits ist es toll, dass eine Band mit einem Stil fernab vom Ö3-Einheitsbrei diese Riesenhalle füllen (und ausverkaufen!) kann. Andererseits ist der hochklassige, meditative Sound eher etwas für einen intimeren Rahmen. Denn The xx legen über eine Basis aus hackenden Mini-Riffs von Bass und Gitarre und gelegentlichen Einschüben von voluminösen Keyboards sehnsüchtige Melodien. Aber das ist keine nach vorne gehende Musik, die Zuhörer mit Hymnen umarmt, sie abholt und mitnimmt. Das Konzert am Donnerstagabend zeigte das deutlich: Auch hier war es ein eher schleichender Prozess, bei dem die tranceartige Wirkung der repetitiven Motive die Zuhörer nach und nach einnahm. Auch die Vielfalt, die das Konzert trotzdem bot, war beeindruckend. Immer wieder wechselten The xx zwischen laut und leise, zart und wuchtig, verträumt und – wenn auch selten – wütend.

Gänsehaut

Das gesangliche Zusammenwirken von Gitarristin Romy Madley Croft und Bassist Oliver Sim tat ein Übriges. Hinter ihnen thronte Soundtüftler Jamie Smith, der versiert elektronische Drums, Keyboards, Effekte und Computer bediente. Crofts Charakter-Stimme, die an Tanita Tikaram erinnert, sorgte vor allem bei den leisen Momenten von „Performance“, „Angels“ und dem Drake-Cover „Too Good“ für Gänsehaut-Feeling. Aber es dauerte eine Weile, bis sich das auch in den hinteren Winkeln der Marx Halle verbreiten konnte. Denn die ist denkbar ungünstig für Konzerte. Nur ein Viertel des Publikums hat gute Bühnensicht. Und in dem flachen, lang gezogenen Bau zerflattert jeder Sound. Speziell ein so zerbrechlicher wie der von The xx. Nur der Struktur der Songs der Briten, die oft viel Luft zwischen Gesang und Instrumentierung lässt, ist es zu verdanken, dass er nicht so schlecht und dröhnend wie etwa bei The Cure war. In manchen Ecken war er durchaus okay, in anderen ganz schlecht. Am besten – leider – auf der Damentoilette am Ende der Halle. „Wir sehen uns wieder“, versprachen The xx am Ende. Oh ja, sehr gerne. Aber bitte an einem anderen Veranstaltungsort.

KURIER-Wertung:

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