Scarlett haut die Männer um
Was erwartet man von einer Frau, die zur Sexiest Woman Alive gekürt wurde? Der der Ruf vorauseilt, Journalisten bei privaten Fragen (etwa zu ihrer noch nicht bestätigten Schwangerschaft) ruckizucki aus dem Raum entfernen zu lassen. Oder Leute stundenlang warten zu lassen, weil sie "noch beschäftigt" ist.
Kurzum: Man erwartet nichts Gutes und ist dann heilfroh, wenn Miss Johansson relativ pünktlich erscheint. Dezent geschminkt und gekleidet in Jeans, loser, den Bauch dezent umspielender rot-weiß-blauer Seidenbluse und dunklem Blazer fegt sie in den Salon des Hotels Dorchester und lacht erst einmal, dass die Wände wackeln. Diese raue, kehlige Stimme, die so gar nicht zu einer eleganten Filmdiva passen will, ist – neben ihren aerodynamischen Kurven – das Markenzeichen der 29-jährigen New Yorkerin. Ihre Antworten sind kurz und resolut. Im Zweifelsfall lässt sie lieber Chris Evans reden, der in "The Return of the First Avenger" (Kinostart in Österreich: 27. März) den "Captain America" spielt. Ihn hat sie sicherheitshalber mitgenommen.
Bilder vom neuen Marvel-Kracher
Monatelang hat Johansson dafür trainiert, im Latexsuit der "Black Widow" alias Natasha Romanoff gute Figur zu machen. "Das Training ist irgendwann zur Routine geworden wie Haarefönen und Duschen am Morgen", kann sie dem täglichen Workout trotzdem nichts wirklich Attraktives abgewinnen. Sie habe den Ehrgeiz gehabt, bei den Moves, mit denen sie als Superheldin die Männer umhaut, richtig cool auszusehen: "Es sollte so aussehen, wie ich mich fühle. Und ich fühle mich niemals weniger stark als die Männer – auch wenn da noch so viele muskulöse Superhelden rund um mich herumturnen."
Mit den Superhelden ist das so eine Sache: "Ich weiß nicht, Helden sind mit suspekt. Ich mag lieber Männer, die verletzlich sind und mit denen wir Normalbürger uns identifizieren können. Aber das Marvel-Universum braucht natürlich solche Supermänner wie Captain America, Iron Man oder Hulk." Chris Evans, der den Captain America mit geradezu bubenhafter Begeisterung spielt, sieht das anders:
"Die Marvel-Charaktere haben durchwegs Substanz. Daher sind sie zeitlos. Die Leute lieben doch Helden wie Captain America und die Black Widow – diese Figuren mit den übermenschlichen Kräften, zu denen sie aufschauen können."
Redford als Boss
Captain America und die Black Widow arbeiten für die Geheimorgamisation S.H.I.E.L.D., die den Frieden in der Welt sichert und für deren Chefs Nick Fury (Samuel Jackson) und Alexander Pierce (Robert Redford).
Für Scarlett Johansson war das Zusammentreffen mit der 77-jährigen Schauspiellegende Robert Redford etwas ganz Besonderes: "Ich hatte mit Robert beim ,Pferdeflüsterer’ gearbeitet, als ich zwölf Jahre alt war. Damals war ich ein Kind, jetzt bin ich eine Frau, die mit ihm über alles reden konnte. Robert ist so klug und weise und ein derart bereichernder Gesprächspartner, dass ich jede Minute mit ihm genossen habe."
Lustig habe sie gefunden, dass Redford gar nicht wusste, wer die Black Widow ist: "Er meinte, er habe zwar als Kind Comics gelesen, kenne sich aber überhaupt nicht aus mit diesen Marvel-Helden. Er habe erst seine Enkel fragen müssen, um halbwegs up to date zu sein. Schließlich konnte er nicht Nein sagen, weil man ihm die Rolle des Alexander Pierce förmlich auf den Leib geschrieben hat."
Für die Regisseure, die Brüder Joe und Anthony Russo, war die Arbeit mit Robert Redford ein "absoluter Traum". Joe Russo: "Robert ist für uns eine Art Godfather. Er hat uns, als wir als kleine Independent-Filmer anfingen, den Weg freigemacht. Ohne Robert und sein Sundance Festival gäbe es viele gute Filme nicht."
Er ist die Coolness in Person. Außer man reizt ihn wie jüngst der US-TV-Moderator Sam Rubin, der Samuel L. Jackson live auf Sendung mit Laurence Fishburne verwechselte. "Du meinst, wir Schwarzen sehen alle gleich aus?", blaffte ihn Jackson an. "Du bist Reporter für Unterhaltung und kennst nicht den Unterschied zwischen mir und Laurence Fishburne? Du bist echt fehl am Platz."
Jackson nicht zu erkennen ist unverzeihlich: Der Bürgerrechtsaktivist aus Washington , D.C. prägt seit nunmehr vier Jahrzehnten die Hollywoodszene.
Kultstar seit Quentin Tarantinos "Pulp Fiction", wirkte Jackson in Blockbustern wie "Die Hard", "Star Wars", "Kill Bill" oder "Iron Man" mit. Die Rolle des S.H.I.E.L.D.-Chefs Nick Fury liebt er: "Oh, boy, ich habe die Marvel-Comics schon als Kind geliebt. Dass ich jetzt bei den Marvel-Filmen mitspielen kann, ist für mich ein sehr gut bezahltes Spiel mit großen Buben."
Eine Rolle wie diese sichere nicht nur "die nächsten Mahlzeiten", sie sei auch eine sichere Bank, was die Zuschauer betrifft: "Wenn du mich fragst, sind alle Marvel-Filme resistent gegen Verrisse. Die finden ihr Publikum, egal, was ihr Journalisten schreibt. Für uns Schauspieler ist das ein tolles Gefühl."
Jackson ist, ganz auf Bohemien getarnt mit Barett und Brille, per Zug von Paris nach London zu den Interviews angereist. Superstargehabe ist ihm fremd: "Ich brauche keine Entourage, ich bin ein ganz normaler Tourist. Ich werde auch nicht belästigt. Die Leute, die mich erkennen, sind nett, ich bin es auch. Nur mit Handy fotografieren lasse ich mich nicht."
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