Natürlich nicht objektiv
Die Aufregung könne er gar nicht nachvollziehen, sagt Abbasi, der sechs Jahre für das Projekt kämpfte. „Wir beleuchten seine engsten Beziehungen, um zu verstehen, wie er zu der Person wurde, die er ist. Und wie die Szene mit der Fettabsaugung oder die Hochzeit mit Ivana, ist auch die Vergewaltigung ein Wendepunkt. Deshalb ist es wichtig, dass es in dem Film vorkommt. Das ist dann vordergründig kontrovers, aber die ganze Sequenz, wie er seine Steuererleichterung bekommt, sollte genauso kontrovers sein.“
Die Vergewaltigung hatte Ivana zunächst publik gemacht, die Aussage später wieder zurückgezogen. Bei den Recherchen sei alles so präzise wie möglich überprüft worden, betont Abbasi. „Den Anspruch habe ich ganz persönlich, wenn ich einen Film über eine reale Figur mache. Ist es deswegen objektiv? Natürlich nicht. Das Ziel ist es, über die journalistische Wahrheit hinauszugehen und einen Einblick in die Komplexität der Beziehung zu diesen schillernden Charakteren zu bekommen.“
„The Appprentice“ ist der dritte Spielfilm des dänisch-iranischen Regisseurs nach „Borders“ und „Holy Spider“. Als Filmemacher sehe er es als seine Aufgabe, sich „mit unseren mächtigen Zeitgenossen auseinanderzusetzen, die unser Leben und die öffentliche Debatte prägen. Ich bin überrascht und ehrlich gesagt auch ein wenig schockiert, dass das mit Trump bislang noch nicht intensiver geschehen ist. Er ist der Elefant im Raum.“
Außenseiter
Als Propaganda taugt der Film nicht, weder für die eine noch andere Seite. Weil er Trump nicht karikiert, weder zum Helden noch zum Schurken stilisiert. „Er ist eine faszinierende Persönlichkeit. Zu denken, er wäre dumm und schlampig, wie es viele in meinem linksliberalen Freundeskreis tun, halte ich nicht für klug und sogar gefährlich. Er ist ein Mann, der seine Botschaften, seine Art zu reden und seine Art, die Realität zu verdrehen, fast ein halbes Jahrhundert lang angepasst hat, um die Massen zu manipulieren.“
„The Apprentice“ ist dabei auch die Geschichte seines Mentors Roy Cohn, dem er nacheifert und den er schließlich fallen lässt. Zwei Außenseiter des Establishments, die das Ruder übernehmen wollen. „Im Zentrum des Films geht es um Macht“, betont Abbasi. „Wie man im politischen System der USA Macht erlangt, Macht behält. Cohn war ein genialer PR-Mensch, Trump hat sich seine Fähigkeiten angeeignet. Er spielt extrem geschickt mit den Medien und ist brillant darin, seine eigene Realität zu schaffen.“
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