Taylor Swift ist mega. Aber wirkt sie sich auch auf die Inflation aus?

Taylor Swifts Megashow im Wiener Ernst-Happel-Stadion wirft seine Schatten voraus: Drei mal ist die Großarena von 8. bis 10. August 2024 ausverkauft. Drei Mal? Drei Mal. Ein Mega-Event, das einen statistischen Ausschlag zur Folge haben könnte.
Ein ähnlicher Auftritt von Beyoncé in Stockholm (sie startete dort im Mai ihre neue Tour) hat die schwedische Inflation für einen ganzen Monat in die Höhe getrieben. Stehen wir im August 2024 vor einem ähnlichen Phänomen? Der KURIER hat mit WIFO-Ökonom Josef Baumgartner über Preisanpassungen im Zeitalter des Pop-Hypes gesprochen.
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"Das wird auf jeden Fall die Preise erhöhen"
Die Rahmenbedingungen flößen Respekt ein: "Drei Konzerte im Ernst-Happel-Stadion bedeuten: Es sind um 200.000 Besucher zusätzlich in Wien." Verteilt auf drei Tage zwar, aber nicht jede und jeder wird nach einer Nacht wieder abreisen: "Das bedeutet eine starke Mehrnachfrage von Hotels und anderen Nebendienstleistungen", sagt Baumgartner. Noch dazu, weil Swifts Konzert in der touristischen Hauptsaison stattfindet. "Das wird die Preise auf jeden Fall erhöhen."
Wie? Restaurants könnten rund um die Konzerte eine spezielle Karte auflegen - mit Zusatzangeboten, die einen höheren Preis haben, etwa. Oder sie werden eine extra Service-Gebühr einführen. "Wer jede Woche eine neue Karte hat, ist da schon flexibel."
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Wifo-Ökonom Josef Baumgartner.
Mitten in der Hauptsaison werden die Hotels teurer
Verdrängungseffekte werden auf jeden Fall auch im Hotelbereich spürbar sein - inklusive höherer Preise, sagt Baumgartner. Allerdings: "Ich würde schon sagen, die sind temporär. Wenn es in den Wochen darauf nicht so einen Hype gibt, dann sollten sich die Preise wieder anpassen." Insbesondere bei kurzfristigen Buchungen werde man das Konzert preislich spüren. Die Besucher der drei Abende werden schließlich nicht nur aus Österreich kommen: Für Mittel- und Osteuropa ist Wien ein interessanter Konzertort, ergo wird das Konzerterlebnis viele internationale Swifties anziehen.
Wirtschaftlich sind Großveranstaltungen immer ein Anlass für Hochrechnungen für Umwegseffekte: Vor allem im Vorfeld von Bewerbungen für Fußball-EM, Ski-WM oder Olympische Spiele gebe es Versuche, die Auswirkungen vorab abzuschätzen. Tatsächliche Ex-Post-Überprüfungen gibt es wenige: „Die es gibt, zeigen, dass die Effekte nicht so großartig ausfallen."
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Sprechen wir von Inflation, geht es um die Verteuerung eines von der Statistik Austria zusammengestellten repräsentativen Warenkorbes, der mehr als 700 Güter und Dienstleistungen enthält. Die Kennzahl für die Inflation ist der Verbraucherpreisindex (VPI), der die Entwicklung des Preisniveaus auf Konsumentenstufe misst - im Juli 2022 lag er bei 112,5 (auf Basis 2020), der Preisanstieg zum Vorjahr betrug 9,3 Prozent. Im August 2022 machte die Teuerung im Jahresabstand laut Schnellschätzung der Statistik Austria 9,1 Prozent aus.
Grundlage für die Berechnung des VPI sind monatliche Preiserhebungen, die in 20 österreichischen Städten von den Stadtverwaltungen und zentral durch die Statistik Austria durchgeführt werden. Beobachtet wird die Entwicklung der Preise für einen fiktiven Warenkorb mit mehr als 700 Waren und Dienstleistungen, der den Konsum der Haushalte in Österreich möglichst gut repräsentieren.
Die Waren und Dienstleistungen des Warenkorbes sind in zwölf Verbrauchsgruppen eingeteilt:
- Wohnung
- Wasser
- Energie
- Verkehr
- Restaurants und Hotels
- Freizeit und Kultur
- Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke
- Alkoholische Getränke und Tabak
- Hausrat und laufende Instandhaltung des Hauses
- Gesundheitspflege
- Bekleidung und Schuhe
- Nachrichtenübermittlung
- Erziehung und Unterricht
- Verschiedene Waren und Dienstleistungen
Die Statistik Austria wird hier wenig auswerfen
Baumgartner bleibt jedoch skeptisch, ob die kurzfristigen Erhöhungen eine wirkliche Auswirkung auf die Inflationsstatistik haben kann: Denn die höheren Preise seien ein reines Wiener Phänomen, die Teuerungsrate werde aber nur bundesweit ausgewiesen.
Und: Die Erhebungswoche der Statistik Austria sei jeweils die erste vollständige Woche im Monat. In dieser werde üblicherweise am Mittwoch erhoben, wie die Preise des Warenkorbs für den Verbraucherpreisindex liegen. Swift tritt von Donnerstag bis Samstag auf. Und Baumgartner hegt auch Zweifel, was die schwedische Beyoncé-Erhebung angeht: Die Berechnung stamme von einem Ökonomen eines Geldinstituts.
Übrig bleibt: Teuer wird es (das wird Swift-Fans nicht überraschen). Und man sollte vielleicht mit der Hotelbuchung nicht allzu lange zuwarten. Die Inflation, die im heurigen Juni bei acht Prozent lag, wird hoffentlich mit oder ohne Pop-Hype zurückgehen.
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