Taylor Momsen: „Mir war egal, ob ich lebe oder sterbe“

Taylor Momsen: „Mir war egal, ob ich lebe oder sterbe“
Die Frontfrau der Rockband The Pretty Reckless spricht über ihre Krisenjahre voll Trauer, Depression und Drogenmissbrauch

„Zuerst Chris Cornell, dann mein bester Freund Kato Khandwala. 2017 hatte ich permanent mit dem Tod von geliebten Menschen zu kämpfen.“

Deshalb waren die letzten Jahre für Taylor Momsen, die als Darstellerin der Jenny Humphrey in der Serie „Gossip Girl“ bekannt wurde, danach aber die Schauspielkarriere aufgab, um Frontfrau der Band The Pretty Reckless zu werden, die schlimmsten ihres Lebens. Wie diese Verluste sie in eine Abwärtsspirale aus Depression und Drogensucht trieben, verarbeitet die 27-jährige Amerikanerin jetzt ungeschönt in den Songs ihres neuen Albums „Death By Rock And Roll“.

Obwohl sie sich dabei viel mit dem Tod beschäftigt, liefert Momsen mit diesen Songs vorwiegend aufbauenden Power-Rock – gekrönt von einprägsamen Melodien. „Es geht nicht nur um den Tod“, erklärt sie im Interview mit dem KURIER.

„Wenn man das Album komplett durchhört, ist es wie eine Reise von der Dunkelheit ins Licht. Es geht auch um Wiedergeburt und das Leben nach dem Tod. Und es geht darum, wie man nach solchen Verlusten wieder nach vorne schauen und weiterleben kann.“

Taylor Momsen: „Mir war egal, ob ich lebe oder sterbe“

Letzteres blieb für Momsen 2017 und 2018 ein Rätsel. „Schon dass Chris Cornell sich das Leben nahm, war traumatisch. Er war mein Idol und ich war dort in dieser Nacht in Detroit. Wir waren mit seiner Band Soundgarden als Support auf Tour gewesen. Nach der Show in Detroit habe ich mich von Chris verabschiedet, hab ihn umarmt und war sicher, dass ich ihn in der nächsten Stadt wiedersehe. Wir sind dann mit unserem Tourbus noch in der Nacht weitergefahren. Am nächsten Tag hörte ich in den Nachrichten, dass er nicht mehr lebt. Und weniger als ein Jahr danach ist dann Kato bei einem Motorradunfall umgekommen.“

Kato Khandwala war nicht nur Momsens „Seelenverwandter“, sondern auch der Produzent von The Pretty Reckless. Mit seinem Tod sah sie keinen Sinn mehr im Leben und stürzte ab.

Gab es auch Selbstmordgedanken? „Nein, das würde ich nicht sagen. Aber mir war einfach alles egal, weil fast jeder, den ich geliebt hatte, gegangen war. Ich nahm Drogen und meine Psyche war am Boden. Aber die Konsequenzen waren mir egal. Es war mir egal, ob ich lebe oder sterbe.“

Den Lebenswillen fand Momsen erst wieder, als sie mit „25“ kurz vor ihrem 25. Geburtstag den ersten Song für „Death By Rock And Roll“ schrieb.

Taylor Momsen: „Mir war egal, ob ich lebe oder sterbe“

„Songschreiben war für mich immer erlösend gewesen. Aber da konnte ich lange Zeit keine Gitarre angreifen. Denn damals konnte ich mir noch nicht erlauben, mich so tief in diese Wunden hineinzudenken. Das kam erst später, als ich begann, wieder all die Alben zu hören, die mir früher Trost und Hoffnung gegeben hatten.“

Der Albumtitel „Death By Rock And Roll“, spielt aber nicht auf die Verluste an. In dem gleichnamigen Song geht Momsen darauf ein, wie ihr schon lange vor Corona der Zustand der Welt zusetzte und sie das Gefühl hatte, dass alle verrückt spielen und ein Volksaufstand bevorsteht. Die Phrase „Death By Rock And Roll“ hat sie von Khandwala. „Er hat das immer gesagt, und es hatte nichts Trauriges an sich. Es bedeutete: Lebe dein Leben so wie du es willst. Es bedeutete die ultimative Freiheit“.

Wenn die Pandemie es zulässt, werden The Pretty Reckless Anfang Juni beim Nova-Rock-Festival in Nickelsdorf auftreten. Denn nachdem sich Momsen mit ihrer Band in den USA Anerkennung in der Musikwelt erspielen konnte, will sie jetzt auch in Europa die Vorurteile zerstreuen, die ihr begegneten, als sie 2011 die Schauspielerei aufgab und sie sich ausschließlich der Musik widmete.

„Damals sagten alle, das sei ein egoistisches Projekt und ,nur so eine Phase’. Aber Musik war schon immer meine Leidenschaft. Meine Mutter sagt, ich habe Songs gesummt, bevor ich gesprochen habe. Die Schauspielerei habe ich gemacht, weil mich meine Eltern mit zwei Jahren da hineingesteckt haben. Später, weil das einfach immer in meinem Leben war. Ich habe die Schauspielerei nicht gehasst, verbinde nichts Schlechtes damit. Aber ich habe sie auch nicht geliebt. Mit 15 habe ich erkannt, dass ich das nicht machen muss. Dass ich mich dafür entscheiden kann, Musik zu machen, wenn mich das glücklich macht. Und das tut es. Das war die beste Entscheidung meines Lebens.“

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