Tanzen, Malen, Traktor fahren
„Ich kaufe die Pigmente in 25-Kilo-Säcken in der Farbfabrik (...). Dann kommen in einen Baueimer fünf Liter Leinöl hinein und dann, sagen wir, zwei Liter Standöl – das ist eingedicktes Leinöl, das ist wie Honig. Und dann geb ich auch Eier dazu, zum Beispiel 10 Eier in so einen Eimer.“
An dem Rezept lässt es sich schon erkennen: Malerei, wie sie der österreichische Künstler Franz Grabmayr (1927–2015) betrieb, hatte mit feingliedriger Pinselarbeit eher wenig zu tun.
Ein Erbe Cézannes
Im Kunsthandel oder in Gruppenausstellungen, wo man Grabmayrs Werk bisher am häufigsten begegnen konnte, blieb das „große Bild“, die sinnstiftende Zusammenschau, bisher meist verborgen. Sie bietet sich nun bei der gelungenen Retrospektive, die das Museum Angerlehner in Thalheim bei Wels ausgerichtet hat.
Die eigenwillige Malerei des gebürtigen Kärntners, die in den 1980ern zahlreiche „Junge Wilde“ inspirierte, erscheint hier als eine kontinuierliche Entwicklung, die die Errungenschaften der Moderne – speziell die Kunst Paul Cézannes und des Kubismus – weiterdachte und dabei stets ein Stück „neben der Spur“ blieb.
Anders als die meisten Vertreter des Abstrakten Expressionismus und des Informel, die in der Kunstwelt ab den 1950er-Jahren den Ton angaben, malte Grabmayr bis zuletzt vor dem Motiv: Neben Bäumen, Sandgruben, Wurzelstöcken und lodernden Feuern widmete er sich ab den frühen 1970er-Jahren mit Vorliebe Tänzerinnen, wobei er hier statt mit kiloweise pastoser Öl-Ei-Farbe lieber mit Tusche hantierte.
Das Anliegen des Kubismus, mehrere Ansichten eines Objekts in einem Bild zu vereinen, führte bei Grabmayr zu der durchaus schräg-rustikalen Lösung des „fahrenden Ateliers“: Auf einem Anhänger ließ sich der Künstler dabei samt Staffelei und Farbkübeln immer wieder um sein Motiv chauffieren.
Werk und Charakter
Bei aller Unmittelbarkeit ist es auch faszinierend zu sehen, wie dieses oft in ziemlicher Abgeschiedenheit entstandene Werk mit der Kunstgeschichte korrespondiert: Von den Mal-Ritualen des Aktionismus, dessen Proponent Otto Muehl in jungen Jahren Grabmayrs Trauzeuge war, bis hin zur Land-Art und den heute hoch gehandelten Materialbildern eines Anselm Kiefer stechen hier zahlreiche Bezüge hervor – manche zufällig, manche gewollt. Vieles ist hier noch zu entdecken – es ist zu hoffen, dass auf diese tolle Schau noch viele Aufarbeitungen folgen.
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