Talente-Liste überging Lady Gaga
Der Gewinner ist: Haim! Die drei Schwestern Alana, Danielle und Este Haim wurden zum Sieger der „BBC Sound of 2013“-Liste erkoren. Seit zehn Jahren versucht die Liste mit Stimmen von über 180 Musik-Kritikern, DJs, Clubbetreibern und Bloggern die vielversprechendsten Talente zu finden, schon vorab herauszufiltern, wer am Ende des Jahres erfolgreich gewesen sein wird.
Und wie jedes Jahr gibt es auch heuer wieder Kritik an diesem Vorhaben. Die Liste sei eine „selbsterfüllende Prophezeiung“, heißt es einmal mehr. Haim würden sich schon allein wegen des Hypes, der mit dem Gewinn der Liste entsteht, durchsetzen. Denn der garantiert Medien-Aufmerksamkeit und Radio-Airplay.
Doch die Folgerung, dass diese Kombination dem Gewinner automatisch den Durchbruch beschert, ist schnell zu widerlegen: Denn längst nicht jeder, der es in den zehn Jahren des Bestehens der Liste an die Spitze geschafft hat, hatte danach entsprechenden Erfolg.
Megaseller
Soul-Stimme Corinne Bailey Rae, die Erste von 2006, ist nach ihrem moderaten Hit „Put Your Records On“ mittlerweile wieder zurück in den Jazz-Clubs, aus denen sie einst kam. Little Boots, Siegerin von 2009, kannte man damals genauso wenig wie heute, während sich die Drittplatzierte Florence + The Machine durchaus einen guten Namen machen konnte.
Beispiellos
Welchen Wert hat die Liste also? „Sie ist ein Leitfaden für die aufregendsten Acts des Jahres“, sagt George Ergatoudis, der Musik-Verantwortliche vom BBC-Pop-Sender Radio 1. „Natürlich werden nicht alle Acts erfolgreich sein. Aber sie sind es alle wert, gehört zu werden. Also lasst uns goutieren und dann debattieren.“
Schon als Kinder begannen Este, Danielle und Alana Haim in ihrer kalifornischen Heimat Musik zu machen. Mit ihren Eltern spielten sie als Rockinhaim in Vergnügungsparks Coverversionen aktueller Hits. Während Este (26) nach der Schule „Ethnische Musikwissenschaft“ studierte, ging Danielle, die Drums und Gitarre spielt, mit Julian Casabancas von den Strokes und Cee-Lo Green auf Tour. Danach war auch Alana (21) mit der Schule fertig und die drei gründeten Haim.
Dass die Schwestern mehrere Instrumente beherrschen, war laut BBC-Website der Hauptgrund für die Jury, Haim zum Sieger der „Sound Of 2013“-Liste zu wählen. Punkte für Innovation haben sie vermutlich nicht bekommen. Denn der Sound der drei ist zwischen dem ihrer Idole Fleetwood Mac und folkigem Charts-Pop angesiedelt. Er ist gefällig und brav, tut keinem weh, polarisiert nicht. Massentauglich also. Insofern könnten Haim wirklich heuer den großen Durchbruch schaffen.
Schade nur, dass die BBC-Liste nicht deutlicher zwischen „kommerziell aufregend“ und „musikalisch aufregend“ differenziert. Denn wenn sich auf der Longlist – heuer etwa mit dem großartigen Weekend – auch wagemutigere Sounds finden, landen auf der Shortlist doch immer eher die kommerziellen Acts.
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