Dabei wäre der Stoff ein zutiefst europäischer. Basierend auf dem Film „Die Nächte der Cabiria“ von Federico Fellini haben Coleman und Simon die tragische Geschichte rund um die Prostituierte Charity, die an das Gute glaubt, dennoch kein Glück, aber zu eigener (Überlebens-)Größe findet, nach New York verlegt. Im Nachtklub-Ambiente trifft die „Tänzerin“ Charity auf den berühmten Filmstar Vittorio Vidal, auf den bieder-neurotischen Oscar Lindquist und auf jede Menge Mädels, die aus dem Milieu ausbrechen wollen. Ein Happy-End ist aber keiner vergönnt . . .
Das wäre an sich ein packender Stoff, den die Volksoper szenisch auch perfekt umsetzt. Die Schwächen des Werkes aber bleiben offensichtlich. Viele, auch langatmige Dialoge (bitte mehr Mut zu Strichen!) wechseln mit mitreißenden Hits wie „Big Spender“ oder „Rhythm of Life“ (auf Deutsch gesungen).
Und auf diese Hits baut Regisseur Johannes von Matuschka, der auch dank der tollen Kostüme (Tanja Liebermann), der fabelhaften, oft mit wenigen Leuchtbuchstaben auskommenden Drehbühne (zusätzlich noch für die Videos zuständig: Momme Hinrichs sowie Torge Møller von fettFilm) eine extrem intensive Umsetzung vorlegt. Sich drehende Aufzüge, U-Bahn-Waggons, eine mitunter an „Tanz der Vampire“ gemahnende Kirchengemeinschaft – Johannes von Matuschka macht alles richtig und setzt diese Charity Hope Valentine ideal in Szene.
Mit der großartigen Lisa Habermann hat er aber auch das ultimative Kraftzentrum dieser Produktion zur Verfügung. Ihre bis zur Selbstaufgabe liebende Charity lässt stimmlich wie darstellerisch keine Wünsche offen – Habermann ist diese Charity!
Und sonst? Drew Sarich hat als Sektenführer einer „Kirche“ einen beeindruckenden und gewaltigen Kurzauftritt, Axel Herrig überzeugt als Vittorio Vidal als Darsteller, Peter Lesiak ist ein in jeder Hinsicht viel zu blasser Oscar. Julia Koci, Caroline Frank, Ines Hengl-Pirker und Christian Graf machen dagegen mit Nachdruck auf sich aufmerksam. Auch das übrige Ensemble agiert souverän.
Eine Freude: Dirigent Lorenz C. Aichner und das top-geprobte Orchester, die Colemans Melodien mit viel Witz, Verve und auch der berühmten Träne im Knopfloch zum Klingen bringen. Jubel.
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