Zwischen Klasse und Kasse

Volksoper
Stephen Sondheims "Sweeney Todd" hat am Samstag Premiere.

Ein Musical über einen Massenmörder, der seinen Opfern die Kehlen durchschneidet und sie danach zu Pasteten verarbeiten lässt – kann das denn gehen? Ja, es konnte und kann. 1979 wurde Stephen SondheimsSweeney Todd“ am Broadway uraufgeführt – neun Tony Awards, ein weltweit begeistertes Publikum und eine Verfilmung mit Johnny Depp als mordender Barbier waren die Folge.

Ab kommendem Samstag wird auch in der Volksoper freudig massakriert. Dann erlebt nämlich „Sweeney Todd“ mit Morten Frank Larsen seine Erstaufführung im Haus am Gürtel. Musical-Experte Matthias Davids inszeniert; am Pult steht Joseph Olefirowicz. Und Erfolgskomponist Stephen Sondheim hat sein Kommen angekündigt ...

Alles muss sitzen

„Das ist natürlich eine große Ehre“, betonen Matthias Davids und Joseph Olefirowicz unisono. Einen Einfluss auf ihre Arbeit habe das aber nicht, denn „wir geben unser Bestes, um das Publikum gut zu unterhalten und die Qualität dieses Stoffes hervorzuheben.“ Denn, so Dirigent Olefirowicz: „Dieses Musical ist ein Meisterwerk, ein musikalisches Juwel. Auch und vor allem weil es fast komplett durchkomponiert ist.“ Darin liege für den Dirigenten die große Herausforderung – „da muss schon alles sitzen“, so der Amerikaner mit ausgiebiger Broadway-Erfahrung.

Aber wie blutrünstig darf „Sweeney Todd“ denn szenisch sein? „Die Balance zwischen Grusel und Komik ist essenziell“, sagt Regisseur Davids, der am Linzer Landestheater die Leitung in der Sparte Musical innehat und an der Volksoper 2001 bereits mit „Anatevka“ einen Hit gelandet hat. Nachsatz: „In unserer Inszenierung ist die enge Zusammenarbeit mit Josef ganz wichtig, weil wir die Geschichte auf mehreren Ebenen ansiedeln und die Musiker darauf reagieren müssen.“ Olefirowicz: „Die Zusammenarbeit ist toll. Überhaupt sind die Arbeitsbedingungen an der Volksoper einfach fantastisch. Ich habe 47 Musiker für ,Sweeney Todd‘. Das wäre etwa in den USA undenkbar. Am Broadway spielen oft nur vier, fünf Live-Musiker ganze Stücke. Das ist langfristig der Tod des Musicals.“ Davids ergänzt: „Es soll ja auch schon vorgekommen sein, dass die Musik ausschließlich vom Band gespielt wurde. In welche Richtung gehen wir denn da? Das ist furchtbar.“

Szenenfotos des Musical

Zwischen Klasse und Kasse

Sweeney Todd…
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FOTOPROBE VOLKSOPER WIEN : SWEENEY TODD
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sweeney todd…

Zum Erfolg verdammt

Aber in welche Richtung geht das Genre Musical? „Da gibt es ein großes Problem“, so Davids. „Die großen Musical-Anbieter müssen zwangsläufig an den Kassenerfolg denken. Dadurch glauben viele, je leichter der Stoff ist, je seichter das Stück, desto mehr Publikum würden sie erreichen. Ich halte das für falsch, weil es oft auf Kosten der Qualität geht. Auch die Idee, irgendwelche populären Hollywood-Filme auf die Musical-Bühne zu transferieren, geht nicht zwangsläufig auf. Ein Erfolg lässt sich nicht auf dem Reißbrett planen.“

Mut zur Schatzsuche

Olefirowicz weiter: „In den USA ist die Situation viel dramatischer. Wer heute ein Musical schreibt, ist da etlichen kommerziellen Zwängen ausgesetzt. Aber es gibt noch viele gute Musicals. Ich habe also Hoffnung. Für Europa bietet es sich an, die klassischen Musicals wieder zu entdecken. Die Volksoper ist da vorbildlich. Denn es gibt so viele Schätze zu entdecken.“ Lachend: „Ich freue mich also auf neue Aufgaben.“ Davids erklärt: „Es muss auch für Linz das Ziel sein, dem Publikum eine interessante Mischung aus Klassikern und neuen Musicals anzubieten. In Wien werde ich jedenfalls demnächst ein ganz klassisches Musical erarbeiten.“

„Sweeney Todd“: Daten und Fakten

Komponist Stephen Sondheim wurde 1930 in New York geboren und schrieb neben „Sweeney Todd“ auch Musicals wie „Saturday Night“, „A Funny Thing Happened on the Way to the Forum“ und „Anyone Can Whistle“. Zudem schrieb Sondheim die Texte zu Leonard Bernsteins „West Side Story“, zu „Gypsy“ von Jule Styne und zu „Do I Hear a Waltz?“ von Richard Rodgers. Sondheim gewann mehrere Grammys, Tonys, ist Pulitzer-Preisträger, schrieb auch viel Filmmusik und bekam 1990 den Oscar für den besten Song („Sooner or Later“) für Warren Beattys Film „Dick Tracy“.

Die ProduktionSweeney Todd“ von Stephen Sondheim (Musik und Songtexte) und Hugh Wheeler (Buch). Premiere: 14. September (um 19 Uhr) in der Wiener Volksoper. Regie: Matthias Davids. Bühne: Mathias Fischer-Dieskau. Kostüme: Susanne Hubrich. Licht: Fabrice Kebour. Dirigent: Joseph Olefirowicz. Mit u. a.: Morten Frank Larsen (Sweeney Todd), Dagmar Hellberg (Mrs. Lovett), Robert Meyer (Richter Turpin) sowie mit Tom Schimon, Alexander Pinderak, Anita Götz, Kurt Schreibmayer, Vincent Schirrmacher, Patricia Nessy, Franz Suhrada, Georg Wacks.

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