Sven-Eric Bechtolf: Ein Unverbesserlicher macht sich zum Affen

Ein Mann in einem weißen Anzug gestikuliert auf einer Bühne.
Der Schauspieler dramatisierte die Kafka-Erzählung "Ein Bericht für eine Akademie" und beeindruckte mit "Eine kleine Frau"

Es war eine Demonstration klassischer Schauspielkunst: Sven-Eric Bechtolf, viele Jahre ein Star an der Burg, brachte am Stadttheater Gmunden seine Dramatisierung von Franz Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ zur Premiere. Von eben dieser aufgefordert, rekapituliert Rotpeter, einst an der Goldküste gefangen genommen, über sein äffisches Vorleben. Der Bericht entsteht quasi im Spiel – während sich der Berichterstatter vom Schimpansen in einen aufrecht gehenden Mann im hellen Dreiteiler verwandelt.

Der Theatermacher trägt zu Beginn einen altmodischen, weißen Unterzieher: Brüche oder gar Anachronismen sind seine Sache nicht. Nur der Käfig aus Bauzäunen stammt aus dem Hier und Jetzt. Bechtolf öffnet ihn, und die Melodie aus der Spieluhr gibt die Initialzündung zur Selbstermächtigung: Ein Kaspar Hauser beginnt umständlich, sich die Welt der Wörter zu erobern. Bechtolf nimmt die Affenmaske ab, betrachtet sie kurz (als sei sie der Totenschädel von Hamlet) – und wirft sie weg. Doch so reibungslos geht die Menschwerdung nicht vonstatten: Sein Rotpeter fällt immer wieder in seine äffischen Verhaltensweisen zurück, er klopft sich auf die Brust, er schnattert und kichert wie ein Schimpanse. Doch die Banane rührt er – Hoppala, Falle! – nicht an: Er delektiert sich schließlich lieber an der Melone. Bechtolf überillustriert jeden Satz, er begräbt den Text unter Requisiten und Geschäftigkeit.

Erst im zweiten Teil – er kombinierte den „Bericht“ mit dem weniger bekannten Monolog „Eine kleine Frau“ – findet er ganz zu sich: Vor dem roten Vorhang zieht ein unverbesserlicher Herrenmensch mit zynischen Untertönen und überheblichem Lächeln über die „Klette“ her, die – Pech aber auch! – mit ihm unzufrieden ist: andauernd auf der Suche nach Komplizenschaft im Publikum. Bechtolf führte vor Augen: Für große Darstellungskunst braucht es kein Brimborium und keine Requisiten. Nochmals am Montag um 19.30 Uhr

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