Studierende in London protestieren gegen "Drei-Meter-Phallus"
Gute Kunst ist bekanntlich offen für Interpretationen. Doch diese können auch aus dem Ruder laufen, wie der Fall einer Skulptur zeigt, die demnächst am renommierten Imperial College in London aufgestellt werden soll.
Studierende der Uni protestieren gegen die über sechs Meter hohe Figur, die vom an sich unkontroversiellen britischen Bildhauer Antony Gormley stammt und diesem zufolge eine hockende Figur, übersetzt in architektonische Formen, zeigen soll. Laut dem Künstler soll die Haltung das Lauern und Gespanntsein, das auch neugierigen Wissenschaftern eigen ist, darstellen, deswegen heißt das Werk "Alert" ("Wachsam, Aufmerksam"). Doch vielen erscheint der Teil, der in Gormleys Sicht ein Knie sein soll, als überdimensionaler, erigierter Penis.
"Ausschließend"
Der Einspruch wurde von der Studierendenvertretung bereits vor längerer Zeit erhoben, das Fachmedium Art Newspaper thematisierte ihn aber erst jetzt. "Wenngleich die vom Künstler intendierte Form unsere Gemeinschaft wissenschaftlicher Forschung darstellen sollte, tut das die phallische Interpretation nicht", heißt es in dem Papier. "Manche könnten die männliche Form in dieser Interpretation als ausschließend wahrnehmen, zumal Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion in unserer Gemeinschaft ein großes Thema ist". Der Titel "Alert" könnte auch als Hinweis auf die Erektion gelesen werden. Die "Riesenpenis"-Interpretation würde zudem Spott auf die Universität ziehen und deren Reputation schaden.
Die Studierendenvertretung bekundete zudem ihren Unmut darüber, bei der Auswahl der Skulptur, die am Campus des College im Stadtteil South Kensington aufgestellt werden soll, nicht eingebunden gewesen zu sein. Finanziert wird die Skulptur vom indischen Millliardär Brahmal Vasudevan, einem Abgänger des Imperial College, der als Finanzunternehmer zu Reichtum gelangt war und bereits andere Projekte der Uni gesponsert hatte.
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